: Gurke des Tages
Avignon, Antibes, Nizza, Montpellier, Toulouse oder Perpignan – all diese französischen Städte haben in diesem Sommer die Obdachlosen mit zum Teil kuriosen Bettelverbotserlassen an den Stadtrand verbannt. Weil Betteln seit 1994 in Frankreich nicht mehr als Delikt gilt, ging das teilweise nur mit abenteuerlichen juristischen Verrenkungen. So wurde in Nizza „das liegende oder sitzende Betteln auf öffentlichen Wegen in einer Weise, die die Passanten behindert“ untersagt. Das Verbot, in Menton „marktschreierisch Zeitungen zu verkaufen“, zielt auf die Vertreiber von Obdachlosenzeitschriften. Und in Toulouse ist seit Anfang Juni in der Innenstadt „die Ansammlung von Hunden, auch wenn sie an der Leine geführt werden, in Zeiten großen Andrangs“ verboten. Die Verordnung trägt der Tatsache Rechnung, daß viele Obdachlose Hunde besitzen. Daß von dem Erlaß auch alle „Normalbürger“ betroffen sind, die die Kontaktfreude ihrer Fiffis zu einem Plausch nutzen, kümmert offenbar niemand. „Diese Hunde sind ja nicht gefährlich“, befand das zuständige Sozialamt. Der Oberbürgermeister von Cannes läßt indes kostenlos T-Shirts verteilen – an die halbnackigen TouristInnen, die oben ohne durch seine hübsche Stadt schlendern.
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