Gunter Sachs gestorben: Playboy mit Stil
Er war der deutsche Part im Societyzirkus einer glamourösen Ära: Gunter Sachs. Eigentlich aber widmete er sich seinen künstlerischen Ambitionen. Sachs wurde 78 Jahre alt.
Er war der Beweis, dass es auch cool ging: Als hierzulande der Mann als solcher sich eben von der Rolle des Soldaten, Bücklings oder Herrenmenschen zu verabschieden beginnen musste, lieferte er ein faszinierendes Gegenbild - Gunter Sachs. Spross einer reichen Familie aus dem Fränkischen, war er der deutsche Part im Societyzirkus dieser glamourösen Ära.
Bilder, vor allem in Magazinen der Gesellschaftsnachrichten wie Bunte, Quick oder Stern, zeigten ihn an der Côte dAzur im Kreise von Schönen und Reichen wie Gina Lollobrigida, Aristoteles Onassis, Richard Burton, Elizabeth Taylor, den Feltrinellis und Brigitte Bardot.
Eine Boheme der Juwelenklasse, eine Gesellschaft, die ihre Feste nicht im protestantischen Stil der Innerlichkeit feierte, sondern als Gelage. Champagner, Hummer und easy going: Gunter Sachs war mittendrin, ja, er war einer der Motoren dieser Society, die die Fantasien des Publikums hinlänglich bediente: So wollen wir auch leben!
Sachs allerdings wusste in diesen Posen gut zu verbergen, dass er ein äußerst fleißiger Arbeiter an seinen Oeuvres war. 1932 auf Schloss Mainberg bei Schweinfurt in wohlhabende Verhältnisse hineingeboren - aus der Familie heraus wurden wesentliche Patente des modernen Fahrrads entwickelt -, saß Gunter Sachs bis Mitte der Achtziger im Aufsichtsrat der Sachs-Gruppe.
Unparfümiert-delikat wie Brando
Eigentlich aber, Schweizer Staatsbürger seit 1976, widmete er sich seinen künstlerischen Ambitionen, vor allem als Fotograf. Er machte sich in diesem Genre wie in dem des Dokumentarfilms einen guten Namen. Sachs gewann etliche Preise mit seinen fotografischen Arbeiten.
Populär wurde er freilich in der Figur des Playboy - dem männlichen Pendant zum Malocher, ein Nichtstuer, Genießer und Verschwender, aber mit Stil. Überliefert sind seine Affären mit Brigitte Bardot, mit der er drei Jahre verheiratet war, und mit der iranischen Exkaiserin Soraya.
Sachs sah auf allen Fotos so hinreißend aus wie ein James Bond, so unparfümiert-delikat wie ein Marlon Brando in "Die Faust im Nacken". Gunter Sachs, der ein Faible für Astrologisches pflegte, hat sich in seinem Chalet in Gstaad an diesem Wochenende erschossen. Grund sei eine "ausweglose Krankheit" gewesen, wie es in einem Abschiedsbrief heißt. Er wurde 78 Jahre alt.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Wirtschaft warnt vor rechts außen
Moderne Firmen halten nichts von der AfD