Grundstücksverkauf: Museum bald Wienerwald?
Das Gelände zwischen Hauptbahnhof und Heidestraße hat ein Immobilienkonzern aus Wien gekauft. Das Museum im Hamburger Bahnhof fürchtet um seinen Fortbestand.
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Kulturpolitiker sorgen sich um den Fortbestand des Hamburger Bahnhofs und der benachbarten Galeriemeile an der Heidestraße. Anlass ist der Verkauf des großen Immobilienentwicklers Vivico Real Estate samt all seiner Flächen an die österreichische Aktiengesellschaft CA Immo. Seit letzter Woche ist das börsennotierte Unternehmen aus Wien Eigentümerin von insgesamt 63 Objekten in Berlin - und damit faktisch neue Vermieterin des Museums für Gegenwartskunst im Hamburger Bahnhof, das von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) betrieben wird.
Der CA Immo gehört auch das lukrative Areal zwischen Hauptbahnhof und Hamburger Bahnhof, das nach bisherigen Plänen teilweise zum Kunstquartier entwickelt werden soll. Laut Bebauungsplan ist die Fläche aber auch für anderweitige gewerbliche Nutzung ausgewiesen.
"Berlin muss alles unternehmen, um die Kunstnutzung im Hamburger Bahnhof und die geplanten Kunst- und Galerienutzungen in der näheren Umgebung zu sichern", fordert der kulturpolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Christoph Meyer. Er fügt hinzu: "Dem Hamburger Bahnhof darf nicht dasselbe passieren wie den Kudamm-Bühnen."
Theater und Komödie am Kurfürstendamm sind nach dem Verkauf ihrer Immobilien an einen privaten Investor in ihrer Existenz bedroht. Offenbar hat es das Land Berlin auch im Fall des Hamburger Bahnhofs versäumt, vor dem Eigentümerwechsel langfristige Garantien für die Kultur einzuholen: Nur für die Rieck-Hallen mit der Flick Collection hat die SPK langfristige Verträge ausgehandelt, für den Hamburger Bahnhof gilt ein gängiges Mietverhältnis mit einer Kündigungsfrist von drei Monaten.
Zwar versichert die neue Eigentümerin CA Immo, man habe nicht vor, etwas an der aktuellen Situation zu verändern. "Der Hamburger Bahnhof ist ein sehr wichtiger Kunstmeilenstein in Berlin", sagt eine Sprecherin. Man habe sich bereits mit Politikern über den Erhalt des Hamburger Bahnhofs verständigt.
Für die FDP ist das zu wenig. Sie hat das Thema in den Kulturausschuss eingebracht, wo sich Kultursenator Klaus Wowereit (SPD) damit auseinandersetzen muss. Hans-Joachim Otto, Vorsitzender des Bundeskulturausschusses, appellierte gleichzeitig in einem Brief an Finanzminister Peer Steinbrück (SPD), dem Hamburger Bahnhof eine Bestandsgarantie von mindestens zehn Jahren einzuräumen. In seinem Schreiben kritisiert Otto die "passive Haltung der Bundesregierung". Angesichts der Bedeutung der Staatlichen Museen sei diesen "nicht zuzumuten, dass sie auf der Basis eines jederzeit kündbaren Mietvertrages mit einer börsennotierten Aktiengesellschaft arbeiten müssen".
Aus der Senatskulturverwaltung hieß es dazu, man wisse von dem Verkauf, gehe aber nicht davon aus, dass sich die Nutzung des Hamburger Bahnhofs dadurch ändere. Auf seiner kommenden Sitzung befasst sich der Kulturausschuss mit der Angelegenheit.
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