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Grundsicherung statt Hartz IV500 Euro für jedes Kind

Der Bundesverband alleinerziehender Mütter und Väter fordert Kindergrundsicherung. Es soll alle anderen Zahlungen wie Kindergeld ersetzen.

"Das Geld soll losgelöst sein von staatlichen Leistungen wie Hartz IV", so VAMV-Bundesvorsitzende Edith Schwab. Bild: reuters

BERLIN taz | Nach dem Grundsatzurteil des Bundesverfassungsgerichts zu den Hartz-IV-Regelsätzen bekräftigt der Verband alleinerziehender Mütter und Väter (VAMV) seine Forderung nach einer Kindergrundsicherung: 500 Euro monatlich für jedes Kind.

Bei dieser Zahl stützt sich der VAMV sowohl auf eigene Berechnungen als auch auf den 2009 erschienenen 7. Bericht der Bundesregierung über das Existenzminimum. In dem Papier, in dem die gleiche Summe errechnet wurde, werden für das Existenzminimum Komponenten benannt wie Nahrung, Kleidung, Miete, Betreuung, Kursgebühren, Lernmittel, Fahrtkosten.

Das Statistische Bundesamt bezifferte die Durchschnittskosten pro Kind schon vor sieben Jahren mit 550 Euro. Der momentane Regelsatz für Hartz-IV-Kinder beträgt zwischen 215 und 287 Euro.

In Deutschland gibt es 1,57 Millionen Alleinerziehende, davon 90 Prozent Frauen. 41 Prozent aller Alleinerziehenden und damit auch 500.000 Kinder beziehen Hartz IV.

Ziel der Kindergrundsicherung ist es laut VAMV, "Kinder, unabhängig von ihrer Herkunft und der Familienform, in der sie leben, aus der Armut zu holen". So soll die Summe unabhängig vom Einkommen der Eltern gezahlt werden. Der Anspruch soll bis zu einem Alter von 27 Jahren gelten, auch für Auszubildende und Studierende.

"Das Geld soll losgelöst sein von staatlichen Leistungen wie Hartz IV", sagte VAMV-Bundesvorsitzende Edith Schwab im Februar auf einer Tagung der Friedrich-Ebert-Stiftung in Berlin. In die Kindergrundsicherung sollen alle kindbezogenen Transfers wie Sozialgeld, Kindergeld, Unterhaltvorschussleistungen, Kinderzuschlag und Bafög einfließen. Die Grundsicherung soll diese Zahlungen ersetzen.

Laut VAMV würde die Kindergrundsicherung jährlich 100 Milliarden Euro kosten. Die könnten einerseits gegenfinanziert werden durch diese kindbezogenen Transferausgaben in Höhe von 44,5 Milliarden Euro.

Und andererseits durch Steuern. Der VAMV plädiert dafür, die Vermögenssteuer wieder einzuführen und die Erbschaftssteuer abzuschöpfen. Außerdem fordert der Verband die Abschaffung des Ehegattensplittings. Der Staat subventioniert die Ehe jährlich mit 77 Milliarden Euro.

Momentan werden Familien durch Kindergeld und Kinderfreibeträge finanziell entlastet. Wer Hartz IV bezieht, hat davon jedoch nichts: Das Kindergeld wird mit dem Sozialgeld verrechnet. "Kinder werden nicht gleich behandelt, sondern danach, wie viel ihre Eltern verdienen", sagte Edith Schwab: "Die Kindergrundsicherung ist eine Investition in die Zukunft."

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11 Kommentare

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  • I
    Irene

    Gut, es ist schon eine Weile her aber meine Eltern haben damals fürs erste Kind 50 DM Kindergeld bekommen und das auch noch einkommensabhängig. Nie im Leben wären sie auf die Idee gekommen, dass der Staat ihre Kinder finanzieren muss.

  • J
    Jan

    Grundsätzlich halte ich es für wichtig, dass die Kinder gefördert werden mit:

     

    1. Kostenlosen Kita-Plätzen

    2. Ganztagsschulen

    3. Klassenfahrtzuschüssen

    4. Kostenlose Verpflegung

    5. Kostenlose Lehrmittel

     

    Im Hinblick auf Geldleistungen bin ich skeptisch. Schließlich gehören die Betroffenen nicht unbedingt zu den Kompetentesten, was die Verwendung von finanziellen Mitteln betrifft (Das trifft selbstverständlich nicht auf allem, aber doch recht viele zu).

     

    Darüber hinaus müssen wir uns auch darüber Gedanken machen, dass die Kinder nicht zur Einkommensalternative werden. Auch darüber gibt es aus den USA Studien, die dieses belegen. Das sind wir auch den Kindern schuldig.

     

    Bei dieser Diskussion sollte zu den oben genannten Ansätzen vielleicht die Idee des Grundeinkommens aufgegriffen werden - als grundsätzliche Alternative zu HARTZ IV.

  • FH
    Franz Heinz

    Die 500 € mtl. sollen also das bisher schon viel zu geringe BAföG von fast 650 € mtl. ersetzen? Klingt wohl eher nach einer eher suboptimalen Idee.

     

    Was das "die sollen ihre Kinder doch lieber in eine kostenlose KiTa stecken und dafür arbeiten"-Argument angeht: Ich frage mich, ob es denn anbetracht der Arbeitslosenzahlen wirklich so undenkbar wäre, Eltern die sich ganz der Erziehung ihrer Kinder widmen wollen hierbei zu unterstützen. Die wahrscheinlichkeit, dass Erwerbsarbeit nicht mehr verrichtet wird, weil sich niemand findet, der bzw. die den Arbeitsplatz haben möchte, dürfte wohl gegen Null streben.

  • K
    Kallewestrich

    500 EUR pro Kind... ? Nein! A R B E I T für die Alleinerziehende plus kostenlose oder günstige Betreuung der Kinder. Wir würden mit Höherzahlungen locker 24.000 EUR im Jahr auszahlen, ohne Arbeit. Andere arbeiten dafür und reißen sich ein Bein aus...

  • K
    kraut

    Kinder von Hartz Empfängern brauchen Hilfe, ich als ehemalige (verdienende) Alleinerziehende von 2 Kindern weiss nur zu genau, was alles ausser den Dingen des täglichen Lebens an Kosten auf einem zukommen kann. Aber ich bin für Gutscheine, für Kleidung, für alle Dinge, die in der Schule gebraucht werden, von Klassenfahrten bis zu Schulbüchern ect., für Schwimmbadbesuchen, für ein Fahrrad z. B. Damit wäre den Kindern und denen geholfen, die wirklich was für ihre Kinder tun wollen, die, die es in andere Dinge stecken wollen, (gibt es natürlich auch, aber das ist sicher eine Minderheit)wäre damit ein Riegel vorgeschoben,

    Aber das Geld wäre auch für kostenlose Kitas gut angebracht und für endlich flächendeckende Ganztagsschulen mit kostenlosem Mittagessen, das würde in alllererster Linie den Kindern helfen und die Eltern entlasten und ganz nebenbei, dem Land helfen, denn Bildung der Kinder ist nun mal die Zukunft unseres Landes.

    Stattdesen plant die Union ein Betreuungsgeld, überflüssig wie ein Kropf, es wäre besser bei den hifsbedürftigen Kindern angebracht....und bei der BILDUNG!!Das ist die Zukunft unseres Landes!

  • P
    Pyro

    Ich stimme Hr. Horst in einem Punkt zu: Kostenlose Kitas wären sehr gut angelegtes Geld. Das ist auf jeden Fall billiger und leichter zu finanzieren und ist gleichzeitig eine große Stütze für diejenigen, die sich das ansonsten nicht leisten könnten!

    An die anderen Kommentatoren:

    Herr Braun: Keine Forderung, kein Angebot um das man feilschen kann!

    Herr Loeser: Lesen Sie den Artikel nochmal, da stand was von gleichen Zahlen aus unterschiedlichen Datensätzen!

  • L
    lamotta

    500 Euro pro Kind.

    Bei vier Kindern sind das 2.000 Euro im Monat.

     

    Wenn sich unsere grenzdebile, rothaarige Dorfmatratze nur etwas anstrengt, kommt sie auch ohne Hauptschulabschluss mit sechs Kindern von sieben Männern ungefähr auf das Gehalt unseres IT-Fritzen im öffenlichen Dienst (40 std. Woche) mit abgeschlossenem Hochschulabschluss.

     

    Toll und Scheiße, dass ich keine Gebärmutter habe.

    Ich darf ja nix sagen, weil die sechs Kinder, die ihren eigenen Vater nicht kennen ja schliesslich meine Rente bezahlen. :-(

  • H
    Hetzerwelle

    TB".. ich lese immer nur fordern ... das ist zu einfach ... was ist denn jeder Einzelne bereit zu geben an die Gesellschaft von der man fordert ..."

     

    @Thomas Braun

    Alleinerziehende erbringen Erziehungsleistung (Leistungsträger) und die erzeugt zukünftige Steuerzahler (hinterzieher).

     

    Lösungen, bei denen sichergestellt ist, dass die Leistung im vollen Umfang bei den Kindern ankommt wie

    z.B. kostenlose Kitas oder Schulspeisungen halte ich alldings ebenfalls für sinvoller.

  • H
    Horst

    Ja genau, dann pilgern unterqualifizierte Menschen zu tausenden nach Deutschland um ihre Kinder hier in unserem Sozialsystem zu bekommen.

     

    Wie wäre es stattdessen mit kostenlosen Kitas?

  • HL
    Herr Loeser

    Als ob die DURCHSCHNITTSkosten ein Indiz dafuer waeren, wieviel ein Kind zum Leben BRAUCHT!

  • TB
    Thomas Braun

    ... ich lese immer nur fordern ... das ist zu einfach ... was ist denn jeder Einzelne bereit zu geben an die Gesellschaft von der man fordert ...