Grüner Ex-Stadtrat Panhoff gestorben: Auf ihn konnte man bauen
Vom Typ mag er ein spröder Bürokrat gewesen sein, aber sein Herz schlug links: Am Samstag ist Hans Panhoff, ehemaliger grüner Baustadtrat, gestorben.
Es war ein langes Telefonat. Hans Panhoff klang bitter. Wenige Tage danach, am 15. Dezember, wählte die Bezirksverordnetenversammlung von Friedrichshain-Kreuzberg ein neues Bezirksamt. Panhoff, fünf Jahre Baustadtrat, war nicht wieder angetreten. Bei dem Telefonat sagte der 59-Jährige, er hätte gern weitergemacht. Die Bezirksgremien der Grünen hätten ihn aber nicht mehr haben wollen.
In der Nacht zu Samstag ist Hans Panhoff gestorben. Im vergangenen Jahr hatte er stark an Gewicht verloren. Er habe lange im Krankenhaus gelegen, war die einzige Antwort, wenn man ihn fragte. Auch bei den Grünen und im Bezirksamt wusste kaum jemand, dass er Krebs hatte. Bleich und hager war er, als er die Presse im Oktober durch den Görlitzer Park führte, um diverse Neuerungen im Kampf gegen den Drogenhandel zu präsentieren. Das tat er so fröhlich, ja fast witzig, dass man dachte: Wenn er etwas Ernstes hatte, ist es überwunden.
Baustadtrat in Friedrichshain-Kreuzberg zu sein, ist ein Knochenjob. Im Bezirk wimmelt es nur so von Konfliktfeldern und Bürgerinitiativen. Laufen die Dinge nicht so, wie die es wollen, dann gnade dem Baustadtrat Gott. Er wisse gar nicht, wie oft er bei Runden Tischen und Anwohnerforen im Feuer gestanden habe, sagte Panhoff im Dezember zur taz. Die Sicht des Bezirksamts darzulegen, das sei sein Job. Aber von den Grünen und der BVV hätte er sich mehr Unterstützung gewünscht. „Ich habe mich oft als Einzelkämpfer gefühlt.“
Aus Grünenkreisen waren seinerzeit viele Gründe genannt worden, warum man Panhoff nicht mehr wollte: Er sei ein Eigenbrötler, kommuniziere nicht genug in den Gremien der BVV. Auch im Umgang mit den Initiativen habe er Fingerspitzengefühl vermissen lassen. Von seinem Naturell her war Panhoff nie ein Emotionsfeuerwerk. Eher der Typus spröder Bürokrat. Aber sein Herz schlug links, eine humane Flüchtlingspolitik war ihm ein wichtiges Anliegen.
Bis zu seinem Tod wohnte er mit seinem Lebenspartner in Kreuzberg in dem Haus, das er in den achtziger Jahren mitbesetzt hatte. Erhalt von bezahlbarem Wohnraum und gemischten Strukturen in den Kiezen contra Gentrifierung und Profitmaximierung – das war bis zum Schluss als Baustadtrat sein politisches Credo. Auch die taz, die 2018 in der südlichen Friedrichstraße einen Neubau in einem Projektensemble bezieht, hat von ihm profitiert.
Mit seinem Räumungsantrag für die besetzte Gerhart-Hauptmann-Schule hat der Grüne im Sommer 2014 bundesweit Schlagzeilen gemacht. Die Situation war festgefahren, eine Entscheidung musste her. Ihm war klar, wie das ausgehen würde. „Entweder du bist der Held oder der Arsch.“ Bei den Autonomen, aber auch etlichen Grünen, ist Panhoff seither durch.
Dabei hatte sich kaum einer so für die Flüchtlinge eingesetzt, wie er. Über ein Jahr lang ging er jede Woche als einziger Bezirkspolitiker in der Schule aufs Plenum und diskutierte mit den 250 Flüchtlingen über einen freiwilligen Auszug. „Ich kenne das Temperament und die Mentalität der Leute einigermaßen“, sagte Panhoff mal. Er war mit einem Senegalesen verheiratet – aber auch das hat er nicht an die große Glocke gehängt.
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