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Grünen-Vordenker Fücks über Bündnisse"Es gibt mehr Optionen"

Ralf Fücks, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung, wäre nicht traurig über "Jamaika" an der Saar. Hauptsache, die Grünen kommen bis 2013 aus dem Lagerdenken heraus.

Ralf Fücks beim Grünen-Parteitag im Mai 2009 in Berlin. Bild: tobi_s
Ulrike Winkelmann
Interview von Ulrike Winkelmann

taz: Herr Fücks, würde es sich für die Grünen insgesamt lohnen, wenn die Saar-Grünen sich für "Jamaika" entschieden?

Ralf Fücks: Das kommt darauf an, was daraus wird. Schwarz-Gelb-Grün ist eine komplizierte Konstellation, in der die Grünen auch untergehen und ihre Wählerschaft gründlich vor den Kopf stoßen können. Ich wäre aber nicht empört, wenn die Saar-Grünen demonstrieren würden, dass es für uns noch andere Optionen gibt als das breite linke Bündnis. Keine Angst vor Experimenten!

Rot-Rot-Grün wäre auch eines.

Genau, deshalb sehe ich das ganz gelassen. Am Ende geht es eh um eine landespolitische Entscheidung.

Wäre es nicht unpassend, wenn die Saar-Grünen auf dem Parteitag einreiten und für "Jamaika" gelobt werden wollen - während sich alle anderen auf Schwarz-Gelb einschießen?

Koalitionen mit Union oder FDP auf Landesebene bedeuten doch keinen Kuschelkurs mit Schwarz-Gelb im Bund! Es gibt kein bundesweit gültiges Modell. Wir müssen uns alle Optionen offenhalten, Brücken in andere Milieus schlagen und gleichzeitig Schwarz-Gelb in Berlin maximal unter Druck setzen. Koalitionspolitisch muss das Ziel sein, dass 2013 keine Regierung ohne die Grünen gebildet werden kann. Wir können noch wachsen - aber nicht, wenn wir uns zwischen die SPD und ihren Quälgeist Linkspartei quetschen.

Das heißt, 2013 werden die Grünen auch im Bund "Jamaika" nicht mehr ausschließen?

Die ganze Ausschließeritis ist anachronistisch. Unser Wahlergebnis jetzt mit 10,7 Prozent war gut. Es hätte noch besser sein können, wenn wir eine reelle Regierungsoption gehabt hätten. Unser Potenzial ist größer. Wir saßen am Ende des Wahlkampfs in der Falle, weil die Ampel-Option irreal geworden war. Das sollte uns nicht noch einmal passieren.

Bleibt das bekannte Dilemma: Wie wollen Sie Ihre rot-grün gesonnene Kernwählerschaft halten und gleichzeitig Offenheit für ein Bündnis mit den Schwarzen und Gelben beweisen?

Unsere Wählerschaft gesteht den Grünen viel politische Beweglichkeit zu - sie erwartet sie sogar. Das zeigen auch die Ergebnisse in Hamburg oder Schleswig-Holstein. Die Aufspaltung in ein "rechtes" und "linkes" Lager ist gesellschaftlich längst überholt. Wir können über die traditionellen grünen Milieus hinaus die neuen Selbständigen ansprechen, die Kultur- und Medienszene, die Immigranten der zweiten und dritten Generation, all diejenigen, die für gesellschaftliche Modernisierung stehen.

Womit wollen Sie die - abgesehen von der Regierungsoption - locken?

Was eigentlich ansteht, ist, dass wir unseren programmatischen Akku wieder aufladen. Das Konzept des Green New Deal muss ausgebaut werden. Es geht um Chancengerechtigkeit und Bildungsoffensive, ökologische Innovation und Umbau des Steuersystems, neue Mobilitätskonzepte und nachhaltige Finanzpolitik. Wir müssen Alternativentwürfe entwickeln, statt uns bloß an der Regierungskoalition abzuarbeiten.

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28 Kommentare

 / 
  • F
    Fränk

    Einzige Chance für die Grünen ,sie müssen GRÜN sein.

    Schluss mit den Farbenspielen-Alternativen entwickeln und vertreten! Jetzt ist nicht die Zeit um mögliche Machtoptionen auszugucken. Es ist die Zeit für GRÜNE Konzepte und Ideen für eine zukunftsfähige (post carbone) Wirtschaft und eine zukunftsfähige Perspektive für die Gesellschaft.

  • A
    anke

    Ausschließeritis, das soll nach Seuche klingen, nach Brechdurchfall und Fencheltee. Vordenker klingt nach mehr. Vordenker, das klingt nach Herrschaftswissen, nach Führungsanspruch und nach Gefolgschaft. Ich persönlich würde genau deshalb die Ausschließeritis jedem Vordenker vorziehen. Selbst dann noch, wenn ich damit eine ganze Woche auf dem Klo zubringen müsste.

     

    Wer bei der taz ist eigentlich auf die grandiose Idee gekommen, die Vordenkerschaft ausgerechnet einem Mann in die Schuhe zu schieben, der Sätze sagen wie diese: "Unser Wahlergebnis jetzt mit 10,7 Prozent war gut. Es hätte noch besser sein können, wenn wir eine reelle Regierungsoption gehabt hätten." Nein, ich bin nicht der Meinung, dass Grüne Wähler Typen folgen sollten, denen das Regieren über alles geht. Machtoptionen nämlich ergeben sich für mich nicht aus den Statements phrasendreschender Möchtegern-Strategen, sondern aus den Programmen potentieller Partner. Und lasse sich niemand einreden, es sei eine Falle, eigene Ziele zu verfolgen, von denen man nicht abrücken will. Potenzial? Welches Potenzial haben Parteien, die nicht mehr unterscheidbar sind für den (traditionellen, neuen selbständigen, kultur- und medienzentrierten, immigrantischen oder sonst irgendwie gearteten) Wähler – welcher Generation auch immer? Gar keins, schätze ich. Das Volk weigert sich (mit wenigen Ausnahmen) noch immer hartnäckig, sich von Marionetten seifenblasender Talkmastern mit eingebautem Ich-kann-mit-Jedem-Charme regiert zu werden. Die hier gepriesene Beweglichkeit jedenfalls ist längst nicht alles am Wahlabend, sonst wäre heuer einer der vielen sozialdemokratischen Schlangenakrobaten vom Stamme Steinmeier alleinregierender Kanzler aller Deutschen geworden. Grundsätzlich sollten Ampeln eine Sache der Verkehrspolizei bleiben. Drei Farben, egal in welcher Zusammenstellung, machen noch lange keine Politik. Schon gar keine gute.

  • AD
    Axel Dörken

    Lieber ein wenig Grün, als gar kein Grün! - Wenn es denn grün ist, was heraus kommt. Afghanistan und Hartz-IV haben dazu geführt, dass ich nicht Grün gewählt habe.

     

    Doch ein weitaus sinnvollerer Gedanke ist es, jede Partei mitregieren zu lassen und die dem Grundgesetz widersprechende 5% Hürde abzuschaffen.

     

    Das Eine funktioniert in der Schweiz prima! Keine Opposition und alle Regieren.

     

    Und das andere sollte eine der Mindestumsetzungen im Bundestag sein. Von mir aus, um kosten zu sparen und Basisdemokratie zu ermöglichen: die Ausgaben für die Politiker beibehalten und auf die dann größere Anzahl der Politiker umverteilen.

     

    Liebe Grüße

    Axel

  • B
    butokah

    Bei den Grünen und der HBS wäre ein Generationswechsel notwendig. Denn sonst wüsste Herr Füchs, dass sich die Medien - und Kulturschaffenden eher von den Grünen abwenden, wenn sie offen sind für den sozialen Kahlschlag der FDP und CDU. Denn gerade diese Gruppe, die für Herrn Füchs scheibar die Modernisierung der Gesellschaft bedeuten, genau die leidet immens unter prekären Arbeitsverhältnissen, ausbeuterischen Verträgen and so on. Diese dauernde Umverteilung zugunsten der Besitzenden muss hier endlich aufhören und das geht nur mit sozialen Alternativen. Mit schwarz gelb ist das nicht zu machen, auch nicht in Koalition auf Landesebene!

  • JL
    J. Lindemann

    Was für ein Vordenker: Wie können grüne Politiker an Posten kommen? Das ist doch in der höheren Parteiebene sowieso der wichtigste Gedanke.

     

    Das Einzige, was mich mit den Grünen noch versöhnen könnte, wäre ihr Beschluss zur Selbstauflösung der Partei. Begründung: Ziele der Gründung nicht nur nicht erreicht, sondern auch verraten.

  • HK
    Hans-Jürgen Kapust ( Grüner KV Düsseldorf)

    Herr Fücks hält den Kapitalismus für das als evolutionär am weitesten entwickelte System. So wie er Evolution versteht, hat es nach dem für ihn gültigen Grundsatz: "cui bono oder was ist zu meinem Vorteil" alle anderen gesellschaftlichen Systeme oder Verkehrsformen nach `89 siegreich nicht nur überlebt, sondern global abgeschafft. Was er nicht einzusehen vermag ist, dass genau dieses Verhalten, das auf diesem Vorteilsdenken beruht, erst die Probleme mit einer ausgebeuteten Natur - und ausgebeuteten Menschen - herbeigeführt hat. Es gehört zum Kapitalismus, dass man ihn nicht zähmen oder regeln kann, weil er selbst unsystematisch ist. Und neben der gängigen Automatik des Warenverkehrs, die fast alle Lebensbereiche vereinnahmt, gehört zu seinem Wesen immer auch der Rohgriff, Krieg, gewaltsame Raubzüge bei Mensch und Natur. Ralf Fücks behauptet auch, dass neben dem Kommunismus auch der Nationalsozialismus ein Gegenmodell oder antikapitalistisches Gesellschaftsystem gewesen sei. Den Einwand, dass Hitler nicht zuletzt durch die Unterstützung der deutschen Konzerne an die Macht gekommen ist und die Aneignung des jüdischen Vermögens, Ausschaltung der Konkurrenz ein lohnendes Ziel eben nicht nur für wenige war, sondern viele Kleinbürger haben sich gerne bereichert daran, diesen Einwand lässt er nicht gelten. Aber manchmal sind es große Teile der Gesellschaft (Kleinanleger), die sich auf Raubzug machen, als Kolonialmacht oder Bauch der Welt, der keine bedenken hat, auch noch den Allerärmsten das Brot wegzufressen, wie es die westlichen Industriegesellschaften seit dem zweiten Weltkrieg so hervorragend mit Entwicklungshilfe kaschiert verstanden haben.

    Herr Fücks als Geschäftsführer der Heinrich Böll Stiftung ist in der Tat ein Vordenker des grünen Machtgewinns und Machterhalts; Machiavelli lässt grüssen. Leider ist sein Einfluss bei vielen Grünen immer noch sehr groß. Die von den Grünen so an erster Stelle und fast ausschließlich propagierte Energiewende kann bestenfalls ein Teilproblem, die Klimakatastophe abmildern. Was ist aber mit - ganz wörtlich - Verwüstung, Wasserraubbau, Landvernichtung? Nachhaltiges Wirtschaften mit der Natur und ihren Ressourcen spielt doch in der freien Marktwirschaft so gut wie keine Rolle, weil dies Nullwachstum bedeuten würde. Es brennt an so vielen Ecken und Enden. Gerade als Grüner sollte sich Fücks einen Satz von Karl Marx einmal ganz in Ruhe überlegen: " Nicht die Einheit des Menschen mit der Natur, und sein unorganischer Stoffwechsel mit ihr, ist das Problem, sondern die Trennung, wie sich nicht vollständiger gesetzt ist als durch die Einheit von Lohnarbeit und Kapital." ( Marx, frei zitiert "Grundrisse")

    Schwarzgrüne Jameikaner ! Viel Verständnis für jede Strategie und Taktik; vielleicht kommt die nötige Revolution ja durch die Hintertür.

  • V
    vic

    Herr Fücks, schwarz-gelb-grün ist nur dann eine Option, wenn man auf das Votum seiner (ehemaligen) Klientel scheißt.

    So etwas macht nicht mal die FDP.

     

    Trotzdem danke. Es ist gut zu wissen, was man als Wähler bekommt wenn man Grüne oder SPD wählt -

    immer CDU. Und wenn´s dumm läuft die FDP noch dazu.

  • MK
    Michael Knight

    Schwarz-Grün in Hamburg ist eine widerliche Angelegenheit und gehört ganz schnell wieder abgeschafft.

     

    Her mit Lagerbildung! Weg mit Machtpolitikern!

  • MK
    Michael Knight

    Schwarz-Grün in Hamburg ist eine widerliche Angelegenheit und gehört ganz schnell wieder abgeschafft.

     

    Her mit Lagerbildung! Weg mit Machtpolitikern!

  • MS
    Michael Scheier

    VORDENKER DER GRÜNEN?

    Hr. Fücks hat Anfang des Jahres in einem Spiegel-Interview hinsichtlich des israelischen Angriffs auf Gaza von den "scheinbar wehrlosen Palästinensern" gesprochen. Denn auf der Ebene der Bilder sei die israelische Militärmaschine im moralischen Nachteil. Die daraus folgende Konsequenz, den Gazastreifen für die Presse zu sperren, brauchte er nicht mehr zu erwähnen - die hatte das israelische Militär schon ohne diesen "Vordenker der Grünen" gezogen.

  • M
    Mr-Burns-Stiftung

    Topmodern! Nicht schlecht! Und keinesfalls beliebig klingt das - nein nein.

     

    Tja, währenddessen meldet Spiegel Online gerade, dass Union und FDP wohl nun den Atomausstieg beerdigen werden. Aber hey, macht doch nichts! Ein paar Kröten muss man schon schlucken in Koalitionen, und bei einer Jamaika-Koalition eben noch ein paar mehr. Warum auch nicht? Einfach mal umdenken, flexibel sein! Afghanistan ging ja auch glatt durch. In Hamburg hackt Vattenfall unter schwarzgrün nun die Bäume um und kommerzialisiert und instrumentalisiert die "Kultur- und Medienszene" aufs ekligste? Who cares! Wichtiger ist doch: Macht und Posten winken! Was man dann damit macht, na, irgendwie, was "grünes" halt. Egal. Wird man dann sehen. Was einem CDU und FDP eben so erlauben. Das wichtigste: Blos nicht "mit den Kommunisten" (R. Koch).

     

    - Ja, als Kultur- und Medienfuzzi denke ich auch, dass das zukunftsweisende Politk ist. Viel Spaß dabei. (Zum Glück gibts ja noch andere Parteien.)

  • R
    Reirei

    Ich warte darauf, dass die Grünen endlich das bedingungslose Grundeinkommen als zentralen Baustein in ihr Programm aufnehmen. DAS wäre eine eigenständige Position und zugleich ein Anknüpfungspunkt zur Modernisierung der Gesellschaft auf einer Vielzahl von Feldern.

  • R
    reblek

    "Es hätte noch besser sein können, wenn wir eine reelle Regierungsoption gehabt hätten." Heißt das, irgendjemand müsse mit den B52-Grünen "reell" umgehen? Nein, Fücks meint eine "reale" Chance, weiß es aber nicht auszudrücken.

     

    "Die Aufspaltung in ein 'rechtes' und 'linkes' Lager ist gesellschaftlich längst überholt." Diese Behauptung will Fücks möglicherweise als Erkenntnis verkaufen, sie ist aber uralt und wird immer wieder aufgewärmt - und zwar von Rechten, was Fücks nicht zu denken gibt, aber denen, die ihn hören, zu denken geben sollte.

     

    "Was eigentlich ansteht, ist, dass wir unseren programmatischen Akku wieder aufladen." Ach ja, womit? Mit Krieg à la Angriff gegen Serbien, Hartz IV und Autopolitik à la Schröder? Vielen Dank, der Herr!

  • O
    olafmeint:

    Hauptsache, die Grünen dürfen wieder regieren, meint Herr Fücks wohl. Egal mit wem. Wer Grün wählt, sollte mal an die rot/grüne Regierung denken. Grün hat alles abgenickt. Herzlich willkommen bei der grünen Agenda 2013.

  • F
    Fränk

    Einzige Chance für die Grünen ,sie müssen GRÜN sein.

    Schluss mit den Farbenspielen-Alternativen entwickeln und vertreten! Jetzt ist nicht die Zeit um mögliche Machtoptionen auszugucken. Es ist die Zeit für GRÜNE Konzepte und Ideen für eine zukunftsfähige (post carbone) Wirtschaft und eine zukunftsfähige Perspektive für die Gesellschaft.

  • A
    anke

    Ausschließeritis, das soll nach Seuche klingen, nach Brechdurchfall und Fencheltee. Vordenker klingt nach mehr. Vordenker, das klingt nach Herrschaftswissen, nach Führungsanspruch und nach Gefolgschaft. Ich persönlich würde genau deshalb die Ausschließeritis jedem Vordenker vorziehen. Selbst dann noch, wenn ich damit eine ganze Woche auf dem Klo zubringen müsste.

     

    Wer bei der taz ist eigentlich auf die grandiose Idee gekommen, die Vordenkerschaft ausgerechnet einem Mann in die Schuhe zu schieben, der Sätze sagen wie diese: "Unser Wahlergebnis jetzt mit 10,7 Prozent war gut. Es hätte noch besser sein können, wenn wir eine reelle Regierungsoption gehabt hätten." Nein, ich bin nicht der Meinung, dass Grüne Wähler Typen folgen sollten, denen das Regieren über alles geht. Machtoptionen nämlich ergeben sich für mich nicht aus den Statements phrasendreschender Möchtegern-Strategen, sondern aus den Programmen potentieller Partner. Und lasse sich niemand einreden, es sei eine Falle, eigene Ziele zu verfolgen, von denen man nicht abrücken will. Potenzial? Welches Potenzial haben Parteien, die nicht mehr unterscheidbar sind für den (traditionellen, neuen selbständigen, kultur- und medienzentrierten, immigrantischen oder sonst irgendwie gearteten) Wähler – welcher Generation auch immer? Gar keins, schätze ich. Das Volk weigert sich (mit wenigen Ausnahmen) noch immer hartnäckig, sich von Marionetten seifenblasender Talkmastern mit eingebautem Ich-kann-mit-Jedem-Charme regiert zu werden. Die hier gepriesene Beweglichkeit jedenfalls ist längst nicht alles am Wahlabend, sonst wäre heuer einer der vielen sozialdemokratischen Schlangenakrobaten vom Stamme Steinmeier alleinregierender Kanzler aller Deutschen geworden. Grundsätzlich sollten Ampeln eine Sache der Verkehrspolizei bleiben. Drei Farben, egal in welcher Zusammenstellung, machen noch lange keine Politik. Schon gar keine gute.

  • AD
    Axel Dörken

    Lieber ein wenig Grün, als gar kein Grün! - Wenn es denn grün ist, was heraus kommt. Afghanistan und Hartz-IV haben dazu geführt, dass ich nicht Grün gewählt habe.

     

    Doch ein weitaus sinnvollerer Gedanke ist es, jede Partei mitregieren zu lassen und die dem Grundgesetz widersprechende 5% Hürde abzuschaffen.

     

    Das Eine funktioniert in der Schweiz prima! Keine Opposition und alle Regieren.

     

    Und das andere sollte eine der Mindestumsetzungen im Bundestag sein. Von mir aus, um kosten zu sparen und Basisdemokratie zu ermöglichen: die Ausgaben für die Politiker beibehalten und auf die dann größere Anzahl der Politiker umverteilen.

     

    Liebe Grüße

    Axel

  • B
    butokah

    Bei den Grünen und der HBS wäre ein Generationswechsel notwendig. Denn sonst wüsste Herr Füchs, dass sich die Medien - und Kulturschaffenden eher von den Grünen abwenden, wenn sie offen sind für den sozialen Kahlschlag der FDP und CDU. Denn gerade diese Gruppe, die für Herrn Füchs scheibar die Modernisierung der Gesellschaft bedeuten, genau die leidet immens unter prekären Arbeitsverhältnissen, ausbeuterischen Verträgen and so on. Diese dauernde Umverteilung zugunsten der Besitzenden muss hier endlich aufhören und das geht nur mit sozialen Alternativen. Mit schwarz gelb ist das nicht zu machen, auch nicht in Koalition auf Landesebene!

  • JL
    J. Lindemann

    Was für ein Vordenker: Wie können grüne Politiker an Posten kommen? Das ist doch in der höheren Parteiebene sowieso der wichtigste Gedanke.

     

    Das Einzige, was mich mit den Grünen noch versöhnen könnte, wäre ihr Beschluss zur Selbstauflösung der Partei. Begründung: Ziele der Gründung nicht nur nicht erreicht, sondern auch verraten.

  • HK
    Hans-Jürgen Kapust ( Grüner KV Düsseldorf)

    Herr Fücks hält den Kapitalismus für das als evolutionär am weitesten entwickelte System. So wie er Evolution versteht, hat es nach dem für ihn gültigen Grundsatz: "cui bono oder was ist zu meinem Vorteil" alle anderen gesellschaftlichen Systeme oder Verkehrsformen nach `89 siegreich nicht nur überlebt, sondern global abgeschafft. Was er nicht einzusehen vermag ist, dass genau dieses Verhalten, das auf diesem Vorteilsdenken beruht, erst die Probleme mit einer ausgebeuteten Natur - und ausgebeuteten Menschen - herbeigeführt hat. Es gehört zum Kapitalismus, dass man ihn nicht zähmen oder regeln kann, weil er selbst unsystematisch ist. Und neben der gängigen Automatik des Warenverkehrs, die fast alle Lebensbereiche vereinnahmt, gehört zu seinem Wesen immer auch der Rohgriff, Krieg, gewaltsame Raubzüge bei Mensch und Natur. Ralf Fücks behauptet auch, dass neben dem Kommunismus auch der Nationalsozialismus ein Gegenmodell oder antikapitalistisches Gesellschaftsystem gewesen sei. Den Einwand, dass Hitler nicht zuletzt durch die Unterstützung der deutschen Konzerne an die Macht gekommen ist und die Aneignung des jüdischen Vermögens, Ausschaltung der Konkurrenz ein lohnendes Ziel eben nicht nur für wenige war, sondern viele Kleinbürger haben sich gerne bereichert daran, diesen Einwand lässt er nicht gelten. Aber manchmal sind es große Teile der Gesellschaft (Kleinanleger), die sich auf Raubzug machen, als Kolonialmacht oder Bauch der Welt, der keine bedenken hat, auch noch den Allerärmsten das Brot wegzufressen, wie es die westlichen Industriegesellschaften seit dem zweiten Weltkrieg so hervorragend mit Entwicklungshilfe kaschiert verstanden haben.

    Herr Fücks als Geschäftsführer der Heinrich Böll Stiftung ist in der Tat ein Vordenker des grünen Machtgewinns und Machterhalts; Machiavelli lässt grüssen. Leider ist sein Einfluss bei vielen Grünen immer noch sehr groß. Die von den Grünen so an erster Stelle und fast ausschließlich propagierte Energiewende kann bestenfalls ein Teilproblem, die Klimakatastophe abmildern. Was ist aber mit - ganz wörtlich - Verwüstung, Wasserraubbau, Landvernichtung? Nachhaltiges Wirtschaften mit der Natur und ihren Ressourcen spielt doch in der freien Marktwirschaft so gut wie keine Rolle, weil dies Nullwachstum bedeuten würde. Es brennt an so vielen Ecken und Enden. Gerade als Grüner sollte sich Fücks einen Satz von Karl Marx einmal ganz in Ruhe überlegen: " Nicht die Einheit des Menschen mit der Natur, und sein unorganischer Stoffwechsel mit ihr, ist das Problem, sondern die Trennung, wie sich nicht vollständiger gesetzt ist als durch die Einheit von Lohnarbeit und Kapital." ( Marx, frei zitiert "Grundrisse")

    Schwarzgrüne Jameikaner ! Viel Verständnis für jede Strategie und Taktik; vielleicht kommt die nötige Revolution ja durch die Hintertür.

  • V
    vic

    Herr Fücks, schwarz-gelb-grün ist nur dann eine Option, wenn man auf das Votum seiner (ehemaligen) Klientel scheißt.

    So etwas macht nicht mal die FDP.

     

    Trotzdem danke. Es ist gut zu wissen, was man als Wähler bekommt wenn man Grüne oder SPD wählt -

    immer CDU. Und wenn´s dumm läuft die FDP noch dazu.

  • MK
    Michael Knight

    Schwarz-Grün in Hamburg ist eine widerliche Angelegenheit und gehört ganz schnell wieder abgeschafft.

     

    Her mit Lagerbildung! Weg mit Machtpolitikern!

  • MK
    Michael Knight

    Schwarz-Grün in Hamburg ist eine widerliche Angelegenheit und gehört ganz schnell wieder abgeschafft.

     

    Her mit Lagerbildung! Weg mit Machtpolitikern!

  • MS
    Michael Scheier

    VORDENKER DER GRÜNEN?

    Hr. Fücks hat Anfang des Jahres in einem Spiegel-Interview hinsichtlich des israelischen Angriffs auf Gaza von den "scheinbar wehrlosen Palästinensern" gesprochen. Denn auf der Ebene der Bilder sei die israelische Militärmaschine im moralischen Nachteil. Die daraus folgende Konsequenz, den Gazastreifen für die Presse zu sperren, brauchte er nicht mehr zu erwähnen - die hatte das israelische Militär schon ohne diesen "Vordenker der Grünen" gezogen.

  • M
    Mr-Burns-Stiftung

    Topmodern! Nicht schlecht! Und keinesfalls beliebig klingt das - nein nein.

     

    Tja, währenddessen meldet Spiegel Online gerade, dass Union und FDP wohl nun den Atomausstieg beerdigen werden. Aber hey, macht doch nichts! Ein paar Kröten muss man schon schlucken in Koalitionen, und bei einer Jamaika-Koalition eben noch ein paar mehr. Warum auch nicht? Einfach mal umdenken, flexibel sein! Afghanistan ging ja auch glatt durch. In Hamburg hackt Vattenfall unter schwarzgrün nun die Bäume um und kommerzialisiert und instrumentalisiert die "Kultur- und Medienszene" aufs ekligste? Who cares! Wichtiger ist doch: Macht und Posten winken! Was man dann damit macht, na, irgendwie, was "grünes" halt. Egal. Wird man dann sehen. Was einem CDU und FDP eben so erlauben. Das wichtigste: Blos nicht "mit den Kommunisten" (R. Koch).

     

    - Ja, als Kultur- und Medienfuzzi denke ich auch, dass das zukunftsweisende Politk ist. Viel Spaß dabei. (Zum Glück gibts ja noch andere Parteien.)

  • R
    Reirei

    Ich warte darauf, dass die Grünen endlich das bedingungslose Grundeinkommen als zentralen Baustein in ihr Programm aufnehmen. DAS wäre eine eigenständige Position und zugleich ein Anknüpfungspunkt zur Modernisierung der Gesellschaft auf einer Vielzahl von Feldern.

  • R
    reblek

    "Es hätte noch besser sein können, wenn wir eine reelle Regierungsoption gehabt hätten." Heißt das, irgendjemand müsse mit den B52-Grünen "reell" umgehen? Nein, Fücks meint eine "reale" Chance, weiß es aber nicht auszudrücken.

     

    "Die Aufspaltung in ein 'rechtes' und 'linkes' Lager ist gesellschaftlich längst überholt." Diese Behauptung will Fücks möglicherweise als Erkenntnis verkaufen, sie ist aber uralt und wird immer wieder aufgewärmt - und zwar von Rechten, was Fücks nicht zu denken gibt, aber denen, die ihn hören, zu denken geben sollte.

     

    "Was eigentlich ansteht, ist, dass wir unseren programmatischen Akku wieder aufladen." Ach ja, womit? Mit Krieg à la Angriff gegen Serbien, Hartz IV und Autopolitik à la Schröder? Vielen Dank, der Herr!

  • O
    olafmeint:

    Hauptsache, die Grünen dürfen wieder regieren, meint Herr Fücks wohl. Egal mit wem. Wer Grün wählt, sollte mal an die rot/grüne Regierung denken. Grün hat alles abgenickt. Herzlich willkommen bei der grünen Agenda 2013.