: Grüne: Die Ampel braucht eine APO
■ Nach 100 Tagen sind die Grünen mit ihrer Regierungsbeteiligung zufrieden
Die Grüne Fraktionssprecherin Karoline Linnert war eine Ampelgegnerin: „Es bleibt eine grüne Handschrift erkennbar“, sagt sie jetzt. Der jetzige Specher des Landesverbandes Arndt Hindricksen, war ein Ampelgegner. Jetzt sieht er im Koalitionsausschuß „die Achtung der gegenseitigen Positionen und den Willen, Kompromisse zu finden.“ Nach 100 Tagen Ampel ist die Stimmung bei den Grünen zwar nicht gerade himmelhochjauchzend, aber doch ziemlich zufrieden.
Bei der Erhöhung der Kitagebühren wurden noch soziale Aspekte berücksichtigt, die Tariferhöhung bei Bahn und Bus wird durch ein „Sozialticket“ abgemildert, beim ABM-Kahlschlag haben die Grünen mit erstem Erfolg gegen das ganz große Projektesterben gekämpft, im Bau-und Umweltbereich hat Senator Fücks passend zum 100-Tage-Termin einige neue Akzente gesetzt, all dies fällt Karoline Linnert ein, wenn sie „grüne Handschrift“ sagt bemängelte aber, daß die Fraktion selbst ihre neue Rolle noch nicht recht gefunden habe. Das sieht der Landesvorstand auch. „Es gab Mängel zwischen Fraktion und Partei“, meinte Hinricksen und kritisierte allgemein „hausgemachte politische Irritationen, die nicht geeignet waren, grüne Politik positiv darzustellen.“ Für den Landesvorstand versprach er künftig Einmischung: „Wir werden dafür sorgen, daß die Ampel bald mehr auf Grün steht.“
„Einen Start mit Schwierigkeiten“ bescheinigte sich die Grüne Senatorin Helga Trüpel, die „jetzt den Blick nach vorn“ richten will. „Ein Kulturressort hat eine wichtige Aufgabe“, meinte sie und kündigte an, von den zusätzlichen 14 Mio, die sie bekommt, eine EDV-Anlage für die Stadtbibliothek anzuschaffen und Ausstellungen und Konzerte zu besonderen Schwerpunkten zu ermöglichen.
„Mein eindrucksvollstes Erlebnis war es, in kurzer Zeit vom Hoffnungsträger zum Verräter zu werden“, erzählte Ralf Fücks, der eigentlich sonst nichts sagen wollte. Doch dann berichtete er, daß sein Ressort zwar grünen Ideen gegenüber aufgeschlossen sei, der Senator aber immer noch selbst an Bebauungsplänen arbeite. „Das hält man nicht so lange aus.“
Fraktionssprecher Martin Thomas fehlt in der Ampel vor allem eins: die ökologische und soziale Opposition. Die CDU sei da eine „armselige Besetzung“. Deshalb sei die außerparlamentarische Opposition für die Bremer Politik wichtiger denn je.
Zufrieden sind die Grünen im wesentlichen auch mit Bürgermeister Wedemeier. Ralf Fücks lobte dessen Unterstützung für die grüne ABM-Position und Christine Bernbacher erzählte, daß Wedemeier jüngst vor der Bremerhavener Wirtschaft grüne Positionen gegen heftige Kritik verteidigt hat. Bernbacher: „Da war ich schon ein bißchen stolz.“ hbk
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