: Große Demonstration in Algerien für Berber-Kultur
■ Frankreich zieht Personal ab / Militär droht
Algier (AFP/AP) – Hunderttausende haben gestern in der algerischen Stadt Tizi Ouzou, etwa sechzig Kilometer östlich von Algier, für die Kultur der Berber und „gegen den Terrorismus“ demonstriert. Nach Polizeiangaben trugen die Demonstranten Bilder algerischer Intellektueller, die in den vergangenen Monaten überwiegend von radikalen Islamisten getötet worden waren.
„Nieder mit dem Terrorismus, nieder mit der Regierung“, riefen die Demonstranten. Unter den Teilnehmern waren mehrere bekannte Intellektuelle, die sich bereits wiederholt für die Anliegen der Berber eingesetzt hatten. Einer von ihnen war der Generalsekretär der oppositionellen Sammelbewegung für Kultur und Demokratie (RCD), Said Sadi. Die Demonstranten wandten sich auch gegen mögliche Gespräche zwischen der Regierung und der Islamischen Heilsfront (FIS), deren Anhänger für zahlreiche Anschläge in Algerien verantwortlich gemacht werden.
Nach dem jüngsten Attentat auf eine französische Konsularangestellte hat jetzt die Regierung in Paris Konsequenzen gezogen und den Abzug von weiterem diplomatischem Personal aus Algerien angekündigt. Die Visa-Abteilungen der drei französischen Konsulate sollen bis auf weiteres geschlossen bleiben. Angesichts der politischen Gewalt in Algerien und der Bedrohung zahlreicher Einzelpersonen durch radikale Islamisten versuchen immer mehr AlgerierInnen, ihr Land zu verlassen.
Mit einer kaum verhüllten Putschdrohung hat unterdessen der algerische Verteidigungsminister General Lamine Zeroual auf das Zögern der Opposition reagiert, sich an der für den 25. und 26. Januar anberaumten Nationalkonferenz zu beteiligen. Die Teilnahme an der Konferenz, auf der eine Übergangsregierung gebildet werden soll, sei eine „nationale Pflicht“, erklärte er im Fernsehen und fügte hinzu, die Armee werde nicht untätig bleiben, wenn es zu einer Situation komme, die die Zukunft des Volkes bedrohe.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen