■ Großbritannien: Ex-Staatssekretär ist ein alter Lüstling: Seinen Schwanz den Kindern gezeigt!
London (taz) – Das habe er nun davon, daß er „unstandesgemäß fremdgegangen“ sei, bescheinigte Jane Clark ihrem untreuen Ehemann, dem ehemaligen Staatssekretär Alan Clark. „Offen gesagt, wenn man Leute ins Bett schleppt, die aus der Keller-Klasse stammen, rennen die natürlich danach gleich zur Presse“, wirft sie ihm jetzt scheinheilig vor.
Bei der Keller-Klasse, von der sie sprach, handelt es sich immerhin um die Familie des ehrenwerten Richters James Harkess. Der Jurist wollte Clark am liebsten auspeitschen lassen, nachdem er erfahren hatte, daß der Ex-Staatssekretär nicht nur eine Affaire mit seiner Frau Valerie hatte, sondern auch mit seinen beiden Töchtern Josephine und Alison. Dann beschränkte er sich aber doch darauf, die Geschichte dem Boulevardblatt News of the World zu erzählen. Am Dienstag traf Familie Harkess, die seit Jahren in Südafrika lebt, in London ein, um die Details nachzuliefern. Er habe Mädchen gerne seinen Schwanz gezeigt, berichtete die 57jährige Valerie Harkess von ihrem ehemaligen Liebhaber, mit dem sie 14 Jahre liiert war. Josephine sagte, sie war 13, als Clark zum ersten Mal seinen Penis vor ihr auf den Tisch legte. 1983 habe er sie dann verführt, ihre Schwester Alison sei schon vier Jahre vorher weich geworden.
Clark, ein Schloßbesitzer mit 40 Millionen Pfund auf der hohen Kante, räumte gestern ein, daß er vermutlich die Pferdepeitsche verdiene, betonte aber, er sei inzwischen geläutert. „Damals war ich schwach“, sagte er. „Heute ist das vorbei, obwohl ich die Mädels immer noch gern habe.“ In seinem Tagebuch, das vor ein paar Jahren bekanntgeworden ist, hat er die Begegnung mit Josephine festgehalten. „Mensch, Al, du bist wirklich Staatssekretär, wow“, soll sie gesagt haben. Als Clark dann mit ihr am Ritz-Hotel vorbeifuhr, habe sie den Wunsch geäußert, mit ihm dort ins Bett zu gehen, heißt es im Tagebuch. Clark behauptet, Familie Harkess wolle mit der Geschichte jetzt viel Geld verdienen. Darauf deutet auch die Beraterrolle des PR-Experten Max Clifford hin, der bis jetzt noch jeden Skandal lukrativ vermarktet hat.
Der Richter weist das entschieden von sich. Er sagte, daß einige Regierungsmitglieder in Großbritannien verdorben seien und daß dies enthüllt werden müsse. Jane Clark war von den Enthüllungen allerdings nicht überrascht – woher auch? Schließlich ziehen sich die Seitensprünge ihres Mannes wie ein roter Faden durch die 36jährige Ehe. Schon zur Hochzeitsreise hatte er seine Freundin Christena mitgenommen. In seinen Tagebüchern erwähnt er unter anderem die „wonnigen Weltkugeln“ einer Verkäuferin in Folkestone sowie die „sehr kleinen Füße und attraktiven Knöchel“ der Tochter eines Gemüsehändlers aus Grantham. Letztere war niemand anders als die ehemalige Premierministerin Margaret Thatcher.
Die Beziehung zum Eisernen Knöchel blieb jedoch platonisch, die beiden steckten lediglich im übertragenen Sinn unter einer Decke. Clark hatte nämlich die britischen Rüstungsfirmen Anfang 1988 angewiesen, das Waffenembargo gegen den Irak heimlich zu umgehen, und gab ihnen Tips, wie das zu bewerkstelligen war. Thatcher legte er nahe, ihre Zustimmung geheimzuhalten, aber schon mal „eine entsprechende rechtfertigende Erklärung“ vorzubereiten, falls die Sache auffliegen würde. Das tat sie denn auch 1992, als Clark sich bei seiner Zeugenaussage in einem Prozeß gegen drei Rüstungsexporteure heillos in Widersprüche verstrickte. Die drei Angeklagten wurden freigesprochen, und Thatcher-Nachfolger John Major konnte Clark zum Sündenbock machen. Ralf Sotscheck
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