Gropius-Bau: Im Fischglas der Ausstellung: Philippe Parrenos Bioreaktor
![](https://taz.de/private/picture/5507467/516/873787.jpg)
Die Frau von der Museumsansicht, mit einem Arm voller bunter Fische zu sehen, wie sie die Kunststofftiere wieder in den Raum wirft, bevor diese durch die Tür in die große Halle des Gropius-Bau entwischen, ist ein vergnüglicher Anblick. Gelten doch sonst die „rules of no contact“, für die man Ausstellungskonventionen so oft hassen will, nicht nur für Besucher_innen, sondern eben auch für diejenigen, deren Aufgabe es ist, sie durchzusetzen. Philippe Parrenos Ausstellung – Teil der Reihe Immersion der Berliner Festspiele – begegnet dem Problem der distanzierten Beobachtung, indem sie einzelne Objekte, Filmarbeiten und Zeichnungen horizontal zu Sound, Licht, Wasser und Windstrudel als Player in die Szenografie integriert: die aufs Neue geschnittenen Filme „Anywhen“ und „The Crowd“, phosphoreszierende Wandtapete, LED-Libellen und die fliegenden Fische aus Mylar. Parallel setzt Parreno das architektonische Innenleben des Hauses in Bewegung: Jalousien öffnen und schließen sich, lassen mal mehr und mal weniger Licht hinein. Weit im Voraus wurde dieses Zusammenspiel auf der Grundlage von Raumplänen und Elektroanschlüssen als Virtual Reality angelegt und programmiert. Der derart choreografierte Steuerapparat der räumlichen Umwelt ist allerdings mit einer unberechenbaren Agentin verkabelt: einer Hefekultur im Bioreaktor, der je nach Information (Film/kein Film) Zucker oder Alkohol zugeführt wird, um im Lernprozess eine „kollektive Intelligenz“, wie Parreno es nennt, zu entfachen. Ob das Zufallsprinzip genug Zeitlöcher und Glitches in die Schaltkreise des erprobten Skripts speisen kann, wird sich zeigen. Die Fische jedenfalls raufen sich an der Decke zu Schwärmen zusammen – so, als wollten sie sich dem direkten Zugriff eben doch entziehen, wenn sie schon nicht zur Tür hinaus zu den „Sonic Waterlilies“ im Wasserbecken im Foyer schweben dürfen. Im Schimmer eines simplen Farbgebers, orange Klebefolie an den Fenstern, spiegelt sich hier die Raumdecke im vibrierenden Wasser und verzerrt damit auch den Himmel über dem Ganzen. nym
Bis 5. 8., Mi.–Mo. 10–19 Uhr, Niederkirchnerstr. 7
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