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Archiv-Artikel

Grenzen verwischt

betr.: „Der Feudel steckt im Detail“, taz vom 9. 1. 07

Wir zählen wahrscheinlich zu den ganz wenigen Produktionsfirmen von Fernsehserien, die anstelle der Bild-Zeitung die taz abonniert haben. Mit dem Artikel über „Die Bräuteschule 1958“ haben Sie allerdings die Grenzen verwischt. Headline, Layout und 90 Prozent des Artikels sind durchaus pfiffig. Es kann aber nicht angehen, dass eine der Realdarstellerinnen in die Nähe von Nazischergen gerückt wird, nur weil sie den autoritären Erziehungsstil der 50er aufgreift.

Die Lehrerinnen kennen sich mit den Gepflogenheiten der damaligen Zeit nicht „erschreckend“ gut aus, wie Sie schreiben, sondern sie haben sich im Vorfeld der Serie ganz bewusst und sehr intensiv mit den Unterrichtsmethoden und -inhalten der 50er auseinandergesetzt, um einen historisch stimmigen Unterricht an der „Bräuteschule 1958“ veranstalten zu können. Dass ZuschauerInnen dabei teilweise das Lachen im Halse stecken bleibt, ist durchaus intendiert. Es wäre witzlos, diese Zeit im Stil eines gemütlichen Heimatfilms abzufeiern. Sie schreiben ja selbst, dass die Serie eben nicht Wasser auf die Mühlen von Eva Herman gießt, sondern ganz im Gegenteil die Romantisierung der 50er Jahre konterkariert.

CARL-LUDWIG RETTINGER, Köln