Grenze zu Kanada: USA schießen weiteres Flugobjekt ab
Erneut holt die Luftwaffe ein unbekanntes Objekt vom Himmel. Seit dem mutmaßlichen Spionageballon prüft Washington den US-Luftraum genauer.
Das Objekt sei nicht als militärische Bedrohung, aber als Gefahr für zivile Flugzeuge eingestuft worden. Es war bereits das dritte verdächtigte Objekt, das innerhalb weniger Tage durch US-Kampfjets vom Himmel geholt wurde.
Das über dem Huron-See abgeschossene Objekt, das von dem Regierungsvertreter als achteckige Struktur mit daran hängenden Fäden beschrieben wurde, war in einer Höhe von 6.000 Metern über dem Bundesstaat Michigan im Nordosten der USA unterwegs und wurde daher als Gefahr für den zivilen Luftverkehr eingestuft.
Das US-Militär hatte das Objekt zuvor fast einen Tag lang beobachtet, wie das Pentagon mitteilte. Es wurde dann über dem Huron-See abgeschossen, „um Auswirkungen auf Menschen am Boden zu vermeiden und gleichzeitig die Chancen für die Bergung von Trümmern zu verbessern“.
Veränderter Radar
Am Freitag hatte das US-Militär bereits ein unbekanntes Flugobjekt über dem Bundesstaat Alaska abgeschossen. Am Samstag wurde ein weiteres Objekt bei einem gemeinsamen Einsatz von kanadischen und US-Kampfflugzeugen über dem kanadischen Yukon-Territorium zerstört.
Das Pentagon erklärte am Sonntag, noch sei unklar, worum es sich bei den drei Objekten genau gehandelt habe. Der Kommandeur des US-Nordkommandos, Glen VanHerck, sagte, es habe sich um „sehr, sehr kleine Objekte“ gehandelt. Er wollte weder die Form noch die Größe der Objekte beschreiben, sagte aber, sie hätten sich sehr langsam fortbewegt, etwa mit Windgeschwindigkeit.
Die seit Freitag abgeschossenen Objekte wurden nach Angaben von Vize-Verteidigungsministerin Melissa Dalton entdeckt, weil nach dem Abschuss eines mutmaßlichen chinesischen Spionage-Ballons vor rund zehn Tagen Radareinstellungen verändert wurden, um nach kleineren und langsameren Objekten zu suchen.
Bergung dauert an
Seit dem Abschuss des Ballons sei der US-Luftraum in der fraglichen Höhe genauer überprüft worden, sagte Dalton. Das könne „zumindest teilweise die Zunahme an Objekten erklären, die wir in der vergangenen Woche entdeckt haben“. Dalton wies darauf hin, dass Flugobjekte in solchen Höhen auch von Forschungsinstituten und Privatunternehmen betrieben werden.
Der tagelange Überflug des chinesischen Ballons über die USA hatte zu einem Eklat zwischen Washington und Peking geführt. Der US-Kampfjet schoss den Ballon letztlich an der US-Ostküste über dem Atlantik ab. Am Mittwoch hatte Washington erklärt, der abgeschossene Ballon habe zu einer ganzen Flotte von Spionage-Ballons gehört, die über fünf Kontinente geflogen seien.
China hatte nach der Entdeckung des Ballons den Spionagevorwurf zurückgewiesen. Peking sprach stattdessen von einem zivilen Ballon für meteorologische Zwecke, der vom Kurs abgekommen sei. US-Vertreter haben diese Darstellung inzwischen mehrmals entschieden zurückgewiesen und bekräftigt, dass es sich um einen Spionage-Ballon gehandelt habe.
Am Sonntag bestätigte Dalton erste „Kontakte“ zu China wegen des Ballons. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hatte nach dem Abschluss vergeblich um ein Gespräch mit dem chinesischen Verteidigungsminister gebeten. Peking lehnte ein Telefonat aber ab und beschwerte sich über die „unverantwortliche“ Herangehensweise Washingtons.
Die Einsätze, um den Ballon und die drei anderen abgeschossenen Objekte zu bergen, dauerten nach Angaben Daltons am Sonntag noch an. Die Suche in Alaska nahe der Ortschaft Deadhorse gestaltete sich angesichts von Kälte, Schnee und Dunkelheit im nördlichsten US-Bundesstaat schwierig. Bergungskräfte, die im kanadischen Yukon nach Trümmern suchten, wurden von einem kanadischen CP-140-Patrouillenflugzeug unterstützt.
Auch die Bergung der Trümmer des mutmaßlichen Spionage-Ballons vor der Küste des Bundesstaats South Carolina dauert noch an. Die USA erhoffen sich von der Untersuchung der Trümmerteile weitere Erkenntnisse über das chinesische Vorgehen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Studie Paritätischer Wohlfahrtsverband
Wohnst du noch oder verarmst du schon?
Bis 1,30 Euro pro Kilowattstunde
Dunkelflaute lässt Strompreis explodieren
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Armut in Deutschland
Wohnen wird zum Luxus
Leben ohne Smartphone und Computer
Recht auf analoge Teilhabe
Ansage der Außenministerin an Verbündete
Bravo, Baerbock!