Greenpeace warnt: Ölplattformen verpesten Nordsee

Umweltschützer entdecken an der dänischen, norwegischen und englischen Küste große Ölteppiche. Ihr Vorwurf: Ölplattformen verschmutzen schleichend das Meer.

Eine "schleichende Ölverseuchung" gehe von Ölplattformen wie dieser vor der norwegischen Küste aus, sagt Greenpeace. Bild: AP

Die Nordsee wird beim alltäglichen Betrieb der Ölplattformen in einem "katastrophalen Ausmaß" verschmutzt. Dies hat der Umweltverband Greenpeace" den Ölfirmen am Freitag vorgeworfen. Ende Juni haben die Umweltschützer 75 Förder- und Bohrplattformen entlang der dänischen, norwegischen und englischen Küsten überflogen. Sie entdeckten dabei große Ölteppiche. Die Fotos und Filme, die sie gemacht haben, werteten sie in den vergangenen Wochen aus.

Greenpeace schätzt, dass alljährlich tausende Tonnen Öl ins Meer gelangen: Diese "schleichende Ölverseuchung schädigt die Meeresumwelt so stark wie ein großes Tankerunglück".

Dass die Ölverschmutzung stetig zunimmt, bestätigen auch Daten der Ospar, das ist die Oslo-Paris-Kommission zum Schutz des Nordostatlantiks. Danach sollen 1984 rund 1.700 Tonnen Öl, 1994 rund 6.000 und 2005 bereits rund 13.000 Tonnen in die Nordsee gelangt sein. Das Problem hat auch mit der langsamen Erschöpfung der Lagerstätten zu tun: Die Plattformen fördern ein Gemisch aus Öl, Gas und Wasser. Auf der Plattform wird das Wasser vom Öl getrennt und als sogenanntes Produktionswasser ins Meer geleitet. Nur: Je länger die Lagerstätte ausgebeutet wird, desto mehr Wasser enthält das geförderte Öl und folglich wird mehr Produktionswasser ins Meer geleitet.

Die Umweltschutzorganisationen werfen den Ölfirmen allerdings auch vor, altersschwach gewordenes Material nicht rechtzeitig auszutauschen und damit nicht nur unnötige Lecks, sondern auch ein höheres Unfallrisiko in Kauf zu nehmen.

Eine besonders starke Ölverschmutzung machte Greenpeace etwa bei der Brent-B-Plattform von Shell aus und bei den Plattformen Brage und Statfjord B der norwegischen Statoil Hydro ASA. "Die Untersuchung ist uns nicht bekannt", sagte Rainer Winzenried, der Sprecher von Royal Dutch Shell in Den Haag, zur taz. "Ob das Öl von den Plattformen kommt, kann nicht gesagt werden." Es gebe viele andere Quellen, Tanker zum Beispiel. Winzenried: "Wir sind gerne bereit Stellung zu nehmen, wenn uns der Bericht vorliegt."

Noch habe er mit den betroffenen Firmen nicht über die neuen Beobachtungen gesprochen, bestätigt der Zuständige bei Greenpeace, Christian Bussau. Ganz neu sei das Problem allerdings nicht.

Tatsächlich sagt Gisle Johanson von Statoil in Stavanger auch: "Wir wissen, dass das Öl zu sehen ist. Wir arbeiten an dem Problem." Die Technik würde verbessert. Gegen Gesetze verstoße man aber nicht. Das behaupten die Umweltschützer auch nicht. Sie fordern aber strengere Auflagen für die Betreiber der Ölplattformen. Öl verteilt sich im Meerwasser, es wird von Muscheln, Fischen und Vögeln aufgenommen. Dies kann zu Entwicklungsstörungen führen. Über die Nahrungskette können die Schadstoffe auch beim Menschen landen. Das Problem dürfte größer werden, wenn auch nördlicher liegende Ölvorkommen ausgebeutet werden. Norwegische Wissenschaftler haben gezeigt, dass die im arktischen Meer lebenden Organismen anfälliger sind als die in südlicheren Gewässern, etwa der Nordsee: Sie wachsen langsamer und leben länger, so dass sie vom Öl stärker beeinflusst würden.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.