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Greenpeace entert Chemiegift–Schiff

■ Greenpeace–AktivistInnen ketteten sich am Schornstein von Gift– Verbrennungsschiff fest / Von Polizisten auf hoher See festgenommen

Berlin/Nordsee (taz) - Sechs Greenpeace–Aktivisten haben am Samstag das bundesdeutsche Schiff „Vesta“ in der Nordsee geentert. Die Umweltschützer, die mit einem Schlauchboot der „Sirius“ auf die „Vesta“ kamen, ketteten sich aus Protest gegen die Verbrennung von Chemiegift am Schornstein fest. Erst nach fünf Stunden gelang es Beamten der niederländischen Küstenwache die Ketten der Greenpeacler mit Drahtschneidern zu lösen. Alle sechs wurden festgenommen und nach drei Stunden in den Niederlanden wieder freigelassen. Das Greenpeace–Schiff „Sirius“ will die Aktionen gegen die Verbrennung des Chemiemülls fortsetzen. Am Sonntag folgte es der „Vulkanus II“. Solange die „Sirius“ in der Nähe des Giftdampfers kreuzt, kann die Verbrennung entsprechend den Sicherheitsvorschriften nicht durchgeführt werden. Das Verbrennungsgebiet befindet sich etwa 70 Seemeilen vor der holländischen Insel Texel. Greenpeace protestiert mit der Aktion gegen die seit 1969 übliche Verbrennung von flüssigem Industrieabfall, für die es keinerlei Abgasvorschriften gibt. Diese Chemieabfälle (jährlich mehr als 100.000 Tonnen) sind mit chlorierten Kohlenwasserstoffen verseucht, die Nervenkrankheiten, Erbschäden und Mißbildungen verursachen können. Die Schiffe „Vulkanus“ I und II sowie die „Vesta“ bringen regelmäßig zwischen 1.300 und 3.500 Tonnen der hochgiftigen Fracht auf hohe See. Der größte Anteil des Chemiemülls - 55 Prozent - stammt aus der BRD. Die Bundesregierung will die Chemiemüll–Verbrennung bis 1995 beenden; Greenpeace fordert ein Verbot bis zum Jahre 1990. Reportage von Bord auf Seite 5

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