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Gratis-ZeitungenNeue Runde im „20 Minuten“-Krieg

Köln (taz) – Es sei das erste Mal seit 1945, „dass in einem westeuropäischen Land das Erscheinen einer Tageszeitung per Gerichtsbeschluss gestoppt wird“, empört sich 20 Minuten Köln-Chefredakteur Klaus Kelle am Tag danach. Doch aufgeben will die Gratis-Tageszeitung des norwegischen Schibsted Verlages nicht. Obwohl das Berliner Landgericht am Dienstag eine vom Axel Springer Verlag erwirkte einstweilige Verfügung gegen die Verbreitung von 20 Minuten Köln bestätigt hat, erschien das Blatt auch am Mittwoch unverdrossen. Um nicht als vollwertige Zeitung zu erscheinen, fehlten allerdings wie in den vergangenen Tagen alle Lokalmeldungen. Die Seiten 2 und 3 blieben weiß – bis auf einen Auszug aus dem Grundgesetz: „Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten ...“

Für dieses Recht will 20 Minuten Köln „notfalls durch alle rechtlichen Instanzen gehen – bis hin zum Verfassungsgericht oder auch zur EU-Kommission“, erklärte Kelle. Zunächst muss nun das Berliner Kammergericht über den Widerspruch des Schibsted Verlages gegen das Landgerichtsurteil entscheiden. Bis dahin soll 20 Minuten Köln möglicherweise nur noch „an ein, zwei oder drei Tagen in der Woche“ erscheinen, so Kelle.

Den Vorwurf Schibsteds, dass Springer eine Tageszeitung verbieten lassen wolle, wies Springer-Sprecherin Edda Fels gegenüber der taz als „abstrus“ zurück. Es ginge nur „um das Verbot eines bestimmten Vertriebsweges“, da die massenweise Verteilung von Gratiszeitungen wettbewerbswidrig sei. Köln Extra, Springers publizistische „Abwehrmaßnahme“ auf 20 Minuten Köln, soll allerdings „so lange weiter erscheinen, wie Schibsted sich nicht an die Wettbewerbsregeln hält“.

Heute zieht auch noch Marktführer Dumont-Schauberg, Verlag von Kölner Stadtanzeiger, Kölnischer Rundschau und der Boulevardzeitung Express, mit einem eigenen Kostenlosblatt, dem Kölner Morgen, nach.

Pascal Beucker

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