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Archiv-Artikel

Grass gibt Stab ab

Der Schriftsteller will die „Gruppe 47“ wiederbeleben, gründet dann aber doch lieber die Gruppe „Lübeck 05“

Von wie

Nachdem SPD-Missionar Günter Grass sein Ziel einer Wiederwahl Gerhard Schröders nur knapp verfehlt hat, schreitet der letzte deutsche Schriftsteller von Großformat zu neuen Taten. Gestern erreichte die Redaktionen eine dpa-Meldung, in der es hieß, dass Grass eine neue Autorengruppe nach dem Vorbild der legendären Gruppe 47 gründen wolle. Ein erstes Treffen sei am 5. Dezember in seinem Lübecker Büro geplant.

Die Gruppe 47, hat die dpa herausgefunden, war „ein loser Zusammenschluss junger deutscher Schriftsteller, die sich von Juli 1947 an zwei Mal jährlich trafen, um ihre noch unveröffentlichten Manuskripte zu lesen und zu diskutieren. Die Gruppe wurde schnell zum festen Bestandteil des bundesdeutschen Literaturbetriebs. Ihr gehörten neben Grass unter anderem Hans-Magnus Enzensberger, Peter Rühmkorf, Heinrich Böll, Peter Handke, Siegfried Lenz und Martin Walser an. Die Gruppe zerbrach 1967 wegen politischer Meinungsverschiedenheiten.“

Heinrich Böll ist inzwischen gestorben, einige andere leben noch. Doch kann man so eine Gruppe überhaupt wiederbeleben? Und: Wer gehört jetzt dazu? Fragen, die auch Günter Grass bewegt haben müssen. Der Großschriftsteller hat sich darum folgendes ausgedacht: Die „hochkarätig besetzte Gruppe“ (Lübecker Nachrichten) solle den Arbeitstitel „Lübeck 05“ tragen, und zum ersten Treffen sind eingeladen: Thomas Brussig, Michael Kumpfmüller, Katja Lange-Müller, Benjamin Lebert, Eva Menasse, Matthias Politycki, Tilman Spengler und Burkhard Spinnen. Eine also eher, sagen wir jüngere Generation von Schriftstellern, die zum Abschluss am 6. Dezember eine öffentliche Lesung im Buddenbrookhaus geben darf, unter den gütigen Augen von Günter Grass.

„Ich habe vorgeschlagen, da wir in erster Linie Schriftsteller sind, über Literatur zu reden“, soll Grass der Wochenzeitung Die Zeit gesagt haben, nachzulesen in deren heutiger Ausgabe. Sicher werde man aber auch über Politik reden. Er, Grass, wolle „den Stafettenstab des engagierten Schriftstellers an eine jüngere Generation übergeben“.

Würde der Stabwechsel klappen, wäre endlich Ruhe. Nicht auszudenken! wie