Googles Energieverbrauch: 2,3 Milliarden Kilowattstunden
Google verbraucht pro Jahr so viel Energie wie 207.000 US-Haushalte. Das Unternehmen hat nun seine Energiebilanz veröffentlicht und investiert in Erneuerbare.
NEW YORK dapd | Google ist ein Unternehmen, das betont, gut zu sein. Immer mal wieder auftauchende Bedenken, dass die Rechenzentren von Google ja solche Mengen an Energie brauchen, dass das nur schlecht für unseren Planeten sein könne, ist das Unternehmen nun in einer ausführlichen Stellungnahme entgegengetreten.
Googles Umweltbilanz geriet 2009 durch einen Bericht in der britischen Zeitung The Sunday Times in den Fokus. Darin wurde die Behauptung aufgestellt, dass durch die Suche bei Google große Mengen an Treibhausgasen freigesetzt würden. Bei einer einzigen Suchanfrage werde so viel Kohlendioxid frei wie um einen Wasserkessel zum Kochen zu bringen, hieß es.
Google wies dies entschieden zurück und die Zeitung akzeptierte dann auch die Angaben des Unternehmens, wonach der Energieaufwand für eine Suchanfrage 35 Mal geringer sei als in dem Artikel behauptet.
Aber dieser Beitrag und andere immer wieder geäußerte Befürchtungen, dass die riesigen Rechenzentren, die natürlich nicht nur Google, sondern alle großen Internetkonzerne betreiben, durch den hohen Energiebedarf schädlich für unser Klima sind, führten dazu, dass Google eine ausführliche Untersuchung zur Energiebilanz in Auftrag gab.
Im Firmen-Blog wurden die Ergebnisse nun in der vergangenen Woche öffentlich gemacht. Demnach verbrauchte Google im vergangenen Jahr 2,3 Milliarden Kilowattstunden an Strom. Das entspricht ungefähr dem, was 207.000 US-Haushalte in einem Jahr verbrauchen. Das ist zwar nur etwa die Hälfte von dem, was die großen Öl-, Auto-, Chemie- und Stahlkonzerne verschlingen, macht Google aber trotzdem zu einem großen industriellen Nutzer von Energie, wie der Experte John Hughes erklärt.
Cloud Computing
Um die Auswirkungen auf das Klima zu verringern, kauft Google schon seit einiger Zeit Strom aus erneuerbaren Energiequellen und investiert selbst stark in Wind- und Sonnenenergie. Zudem wird auf die Effizienz der Rechenzentren geachtet. "Sie sind besorgt, und das ist auch gut so, dass die Menschen glauben, dass sie mehr Energie verbrauchen, als sie es tatsächlich tun", sagt Noah Horowitz, ein Wissenschaftler, des Natural Resources Defense Councils, das sich mit Energieeffizienz beschäftigt.
Das teuerste an Computer-Rechenzentren ist traditionell die Kühlung. Besonders effizient soll nun ein neues Rechenzentrum sein, dass Google in der finnischen Hafenstadt Hamina eröffnet hat. Zur Kühlung der Computer soll nicht nur die kalte Luft beitragen - Google modifizierte auch ein bestehendes Kühlsystem, dass sich Wasser aus dem finnischen Meerbusen holt. Damit will Google den Energieverbrauch senken und den Serverpark zu einem der sparsamsten Google-Rechenzentren machen.
Der Umbau eines alten Werks des Papierkonzerns Stora Enso kostete Google 200 Millionen Euro, wie das "Wall Street Journal" am Montag berichtete. Auch Facebook zieht es Berichten zufolge in den Norden. Im nordschwedischen Luleå (Jahresdurchschnittstemperatur unter 2° Celsius) soll das US-Unternehmen ein Rechenzentrum planen.
Die Regionen in Finnland und Schweden hoffen, weitere Internet-Unternehmen zum Bau ihrer Rechenzentren bei ihnen zu bewegen, unter anderem weil sie von dort auch das benachbarte Russland versorgen könnten.
Auch Cloud-Computing soll Energie sparen
Eine allgemeine Verbesserung der Energiebilanz erhoffen sich Firmen wie Google oder Microsoft auch dadurch, dass sie vor allem bei Unternehmen weiter für das Cloud-Computing werben. Dabei werden Datenspeicherung und auch die Bearbeitung vom einzelnen Computer in große Rechenzentren irgendwo auf der Welt verlagert. Das sei deutlich effizienter, als wenn jede Firma das auf ihren eigenen Rechnern erledige, erklärt Jonathan Koomey von der Stanford Universität.
Zudem verweist Google darauf, dass eine Suche nach einem bestimmten Thema im Internet immer noch energieeffizienter sei, als in eine Bibliothek zu fahren und dort in Büchern nachzusehen. Auch andere Experten bestätigen, es weit umweltfreundlicher ist, sich ein Video im Internet anzusehen, als eine DVD zu kaufen, die erst hergestellt, verpackt, transportiert und verkauft werden muss.
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