■ Gong: Einer wie er hat das nicht nötig
Einer, der sich das eh schon magere Bücherregal mit schmucken Bildbänden vollstopft. So einer ist mein Schwager. „Die schönsten Weinorte in der Pfalz“, „Deutsche Flüsse“. So etwas guckt der sich an und saugt dazu an einem Römer mit Wappenaufdruck. Meine einzigen Bildbände sind Olympia und Fußball-WM. Ansonsten nehme ich schon mal einen Fontane zur Hand.
MS (das Haar über der Glatze ordnend): Dieser Franz wird es noch zu unerreichter Größe bringen. Dem stehen alle Türen offen. Vom Versicherungsvertreter zum Millionär ...
Ich (bissig): Das wird ihm nicht genügen. Der Franz will erster Mann im Staate werden. Ach was: Gott! Vom Strafraumchef zum Weltenherr!
MS (natürlich nix kapierend): Ja, ja. Genau. So einer ist das.
Ich (schnaubend): Dank solcher Ohrenbläser, wie du einer bist, denkt dieser arme Mann, er sei zu Höherem bestimmt.
MS (glotzend): Na und? Haben wir vielleicht nicht recht?
Ich (zischelnd): Recht? Blöde seid ihr. Saublöde. Hat dieser Mensch ein einziges Wort von Bedeutung gesagt?
MS: (Löcher in die Luft schmollend): Na ja...also...
Ich: „Schaun mer mal“ – das ist seine wichtigste Äußerung.
MS (euphorisch): Das ist doch lustig!
Ich (eisig sezierend): Franz Beckenbauer konnte früher mal ganz gut Fußball spielen. (laut) Sonst nix!
MS (die Arme schränkend): Und singen?
Ich (baff): Wie? – Singen.
MS (dirigierend und singend): Guta Froinda sönd nie alloin!
Ich (mich am Boden windend, wie nach einem Schluck Säure): Aaarrgh! Albert Hefele
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