■ Gong: Bayern, zerfressen vom Rinderwahn
Wenn sich mein Schwager unbeobachtet glaubt, zündet er sich schon mal eine Virginia an. Wildmoser raucht so ein Zeug. Den verehrt er, glaube ich. Mein Schwager hat schon etliche Urlaubstage am Königsee vertrödelt und findet alle Bayern „lässig“. Habe ich schon erwähnt, daß sich mein Schwager den Schnauzbart zwirbelt?
Ich (überraschend in den von Zigarrenrauch und Landlermusi erfüllten Raum tretend): Aha, sind wir wieder einmal am Tegernsee?
Mein Schwager (sich hastig den Schnurrbart niederstreichend): Öchl, öchl! Wenn schon – Königsee ... öchl, öchl!
Ich: Ist doch alles eins. Saukalte Tümpel, um die übergewichtige Möchtegern- Tiroler in giftgrünen Lodenanzügen kreiseln.
MS (mit offenem Maul): ... öchl, öchl ... Was ist los?
Ich: Vergiß es. Das versteht ihr nicht. Du und deine vom Rinderwahn zerfressenen Bayern.
MS (sich regelrecht aufbäumend): Rinderwahn? Die Bayern sind das g'sündeste Volk – öchl, öchl – der Welt...
Ich (listig schmunzelnd): ... zumindest vertragen sie das Rauchen besser als du ...
MS (wild entschlossen am Stengel saugend): ... prächtige Menschen. Menschen wie ...
Ich: Franz Josef Strauß ...
MS: Laß die Toten ruhen.
Ich (flink): Na gut: Waldemar Hartmann.
MS (fahrig): Der ist immer gut für a Gschbass'l, und wenn er an sich arbeitet ...
Ich (trocken): ... bringt er es noch zum Wildmoser.
MS: Genau. Ein Bild von einem Mann – und: der weiß, was er will.
Ich (historisch korrekt): Das hat Stalin auch gewußt.
MS (angeekelt): Mußt du immer so, so menschenverachtend, so ... so ...
Ich (die Landlermusi lauter drehend): Pfüat die Gott. Albert Hefele
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen