Goldpreis knackt 1000-Dollar-Marke: Die Währung der Angst
Der Goldpreis erreicht Rekordwerte. Der Grund: Investoren wollen den Dollar loswerden und kaufen dafür das Edelmetall. Eine US-Rezession könnte den Preisanstieg bremsen.
1.000 US-Dollar für die Feinunze Gold (31,1 Gramm): Das hat es noch nie gegeben. Am Donnerstagnachmittag war es erstmals so weit. Denn wenn die Inflationsrate steigt und die Ersparnisse aufzufressen droht, wenn die Aktienmärkte kriseln und der Dollar beständig an Wert verliert, dann schlägt die Stunde des Goldes. Neue Hiobsbotschaften aus den Vereinigten Staaten - der 20 Milliarden Dollar schwere US-Fonds Carlyle Capital muss als nächstes Opfer der Immobilienkrise wohl aufgelöst werden - hatten zuvor die Investoren in Schare n aus dem US-Dollar flüchten lassen. Dessen Kurs fiel auf das historische Tief von 1,56 Euro.
Gold gilt als eine Art Alternativwährung zum Dollar. Je mehr Dollar die US-Notenbank Fed zu immer niedrigeren Zinsen auf den Markt wirft, in der Hoffnung, so der Finanzkrise zu begegnen und die Konjunktur anzukurbeln, desto weniger ist jeder einzelne Dollar wert. In den USA selbst äußert sich das in einer hohen Inflationsrate und auf den internationalen Devisenmärkten in einem fallenden Dollarkurs. Die Goldproduktion dagegen kann nicht beliebig ausgedehnt werden; allein deshalb gilt das Edelmetall als wertbeständiger. Aber selbst wenn man den Dollar-Verfall außer Acht lässt und den Goldpreis in Euro berechnet, ergibt sich eine immer noch kräftige Preissteigerung: von 491 Euro vor einem Jahr auf jetzt 640 Euro. In Krisenzeiten wie jetzt suchen eben viele Anleger einen sicheren Hafen vor den Finanzmarktturbulenzen. Auch andere Rohstoffe wie Platin, Palladium und auch Öl verzeichnen aus diesem Grund starke Preissteigerungen.
Nur ein kleiner Teil des Goldes wird für praktische Dinge wie Halbleiter, Sonnenschutz für Fensterglas und Zahnfüllungen gebraucht. Der größte Teil wird in Form von Barren und Münzen gehandelt - und Schmuck. Vor allem in Indien, dem größten Gold-Abnehmerland, sind gigantische Gehänge als Hochzeitsgabe und Wertanlage gefragt. Der hohe Goldpreis wirkt sich hier katastrophal aus; inzwischen ist die Nachfrage nach Goldschmuck deutlich gesunken.
Gold wird nun vor allem als Spekulationsobjekt gehandelt. Dafür muss man das Edelmetall nicht mehr unbedingt selbst kaufen und auch keinen Tresor anmieten. Seit einigen Jahren kann man sich an börsengehandelten Gold-Fonds (Exchange Traded Funds) beteiligen. So hat die Deutsche Börse im letzten Dezember begonnen, einen Goldschatz in ihren Kellern irgendwo in Frankfurt anzulegen, an dem man Anteile erwerben kann. Wer eine solche unter dem Namen Xetra-Gold angebotene Schuldverschreibung besitzt, dem garantiert die Börse auf Anfrage die Lieferung von einem Gramm Gold. Man kann das Wertpapier an der Börse aber auch handeln wie ganz normale Aktien. Ähnlich funktioniert das auch mit Gold-Zertifikaten, Goldminen-Aktien oder Optionen, die eine Art Wette auf den künftigen Goldpreis darstellen.
Wo kommt all das Gold her, das Privatanleger und Fonds nun horten? Die Goldminen fördern auf Hochtouren. Zu den größten Förderländern zählen die USA, Australien, China und Südafrika; wegen Stromausfällen wurde hier im Februar die Produktion behindert. Nicht zuletzt die Furcht vor Versorgungsengpässen hat die Preise weiter nach oben getrieben. Hinzu kommt Altgold, denn nicht wenige Leute nutzen das hohe Preisniveau, um ihren Schmuck oder Münzen zu verkaufen. Auch Notenbanken, die Gold zur Sicherheit einbunkern - die Bundesbank sitzt auf rund 3.400 Tonnen -, verkaufen gelegentlich einen Teil davon.
Und lohnt es sich nun, Geld in Gold anzulegen? Möglich sind weitere Preissteigerungen durchaus, wenn die Finanzkrise noch weitere Kreise zieht. Zum jetzigen Zeitpunkt raten Experten dennoch eher ab. Ein Gutteil der jüngsten Preissteigerungen kam allein durch Spekulation etwa von Hedgefonds (siehe Kasten) zustande, und auf noch wesentlich höhere Preise traut sich kaum noch jemand zu wetten. Wenn die USA tatsächlich in eine Rezession abgleiten, dürfte auch die Inflation durch die sinkende Nachfrage gebremst werden. Und dann wird wohl auch Gold weniger nachgefragt und der Preis entsprechend zurückgehen. "Etwas, was emporschnellt und dann wieder abschmiert, kann definitionsgemäß kein sicherer Hafen sein", warnte das Wall Street Journal. Wer Anfang der 1980er-Jahre Gold kaufte, als es auf die 850 Dollar zuging, habe schließlich seither unter Abzug der Inflationsrate fast seinen halben Einsatz verloren, trotz des jüngsten Goldbooms. Fest steht : Als langfristige Geldanlage hat sich zumindest in der Vergangenheit Gold nicht sonderlich rentiert. Sobald sich die Inflation beruhigt, interessiert sich kaum noch jemand für das Edelmetall, das zwar hübsch aussieht, aber keine Zinsen abwirft. Mit Aktien oder Anleihen ließen sich fast immer höhere Renditen erzielen.
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