Kommentar: Goldener Abschied
■ Clevere SPD'ler auf Genua-Bummel
Der Fraktionsvorsitzende Richard Skribelka und sein Vize, Fritz Grote, nehmen offenbar, was sie kriegen können. Vor zwei Wochen ließen sich die beiden Abgeordneten mit sechs anderen Feierabend-Politikern zu Ehrenbürgern küren – eine Wahl, die sie vorsorglich im Geschäftsordnungs- und Verfassungsausschuß angeleiert hatten. Ihr Abschied aus dem Stadtpalarment wird auf diese Weise mit einem Ehrensold von 800 Mark monatlich vergoldet. Eine Ehre, die über den Tod hinausgeht: Danach kassiert die Witwe jeweils die Hälfte.
Doch damit nicht genug. Jetzt fahren die beiden Abgeordneten mit elf anderen Parteigenossen nach Genua, um eine Entscheidung vorzubereiten, die nicht ansteht und die sie nicht zu fällen haben.
Hut ab vor diesen beiden Abgeordneten. Die wissen, wie es geht. Schließlich: Von nichts kommt nichts. Das sagt schon eine alte Weisheit der Ellenbogengesellschaft. Daß sich die anderen Bremerhavener Abgeordneten daran stören, ist wahrhaft kleinlich und geizig. Die leere Stadtkasse und die hohe Arbeitslosigkeit in der Seestadt sind kein Argument. Wo kein Geld ist, da kommt es auf einen Pfennig mehr oder weniger auch nicht mehr an. Außerdem wurde die Seestadt schon zwei mal vom Land entschuldet. Mit anderen Worten: Die Rechnung zahlen ohnehin die BremerInnen. Und eine solche Quasi-Einladung kann man doch nicht ablehnen.
Kerstin Schneider
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