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Götz Adriani

Als Götz Adriani im April 1971 Leiter der eben erst gegründeten Tübinger Kunsthalle wurde, hätte sich niemand träumen lassen, daß die Publikumsmassen ausgerechnet in die schwäbische Provinz pilgern würden. Im Gegenteil: Im universitär geprägten Tübingen stand man allen Kunstunternehmungen skeptisch gegenüber. Die Tübinger Kunsthalle war denn auch eine Schenkung – die Stadt selbst hätte sich ein solches Haus nie geleistet. Nach über fünfundzwanzig Jahren wird der Erfolg des Ausstellungsmachers Götz Adriani jetzt zum Skandal: Zum erstenmal in der Geschichte der Bundesrepublik fordert das Finanzamt von einer Kulturinstitution Steuergelder. Rund 830.000 Mark will der Fiskus zunächst für das Jahr 1989 zurückhaben. Für die darauffolgenden Jahre wird die Summe weit höher liegen. Im vergangenen Jahr hat die Kunsthalle einen Überschuß – für das Finanzamt: einen Gewinn – von über vier Millionen Mark ausgewiesen. Sollte sich das Finanzamt mit seinen Ansprüchen durchsetzen, wird Adriani sein Programm für 1998 nicht durchführen können – denn er braucht seine „Gewinne“, um andere Ausstellungen vorzufinanzieren.

chg

Foto: dpa

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