Glühlampen-Verbot: Sparen mit Nebenwirkungen
Leuchtstoffröhren und Energiesparlampen haben ein Problem, zumal neun von zehn falsch entsorgt werden: giftiges Quecksilber. Soll die EU die Grenzwerte senken?
![](https://taz.de/picture/331369/14/lampe_02.jpg)
Energiesparlampen und Leuchtstoffröhren sparen zwar viel Strom im Vergleich zur Glühbirne, doch sie enthalten Quecksilber. Der Deutsche Naturschutzring (DNR) fordert nun die Bundesregierung auf, sich in der EU dafür starkzumachen, dass die Grenzwerte von Quecksilber von derzeit 5 Milligramm pro Energiesparlampe gesenkt werden.
Das Schwermetall verdunstet schon bei Zimmertemperatur und wirkt beim Einatmen hochgiftig. Ab September 2010 müssen die Hersteller auf der Verpackung ihrer Lampen deshalb nach der europäischen Öko-Design-Richtlinie angeben, wie viel Quecksilber das Produkt enthält. Die Toxizität ist insbesondere für die Beschäftigten in den Recyclinghöfen ein Problem. "Etwa 90 Prozent der Energiesparlampen aus Privathaushalten werden falsch entsorgt", so der DNR.
Das liege auch daran, dass die wenigsten Sammelstellen für die Annahme ausgerüstet sind. Bei den regelmäßigen Sondermüllsammlungen werden die Lampen jedoch überall angenommen. Der Umweltverband BUND hat wegen der geringen Recyclingquoten auch schon ein europaweites Pfand auf Energiesparlampen ins Gespräch gebracht.
Der derzeitige "Grenzwert muss mindestens halbiert werden", fordert DNR-Generalsekretär Helmut Röscheisen nun. Für Lampen bis 25 Watt müsse ein Wert von weniger als 2 Milligramm verbindlich festgesetzt werden. Völlig abwegig ist das nicht: Einige Produkte halten diesen Wert heute schon ein. Osram gibt an, Lampen mit nur 1,5 Milligramm anzubieten.
Im Durchschnitt enthielten die Osram-Produkte 2,5 Milligramm Quecksilber. Mitbewerber Megaman nennt einen mittleren Wert von derzeit "knapp über 2 Milligramm". Insgesamt soll in 20 Prozent der Lampen am Markt weniger als 2 Milligramm des Schwermetalls stecken.
Eine Umstellung des gesamtes Sortiments auf weniger als 2 Milligramm sei kurzfristig kaum machbar, heißt es bei den Herstellern. Dazu variiere der Wert je nach Bauform der Produkte zu sehr. Und der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie erklärt, dass der Quecksilbergehalt nicht beliebig gesenkt werden könne, weil dies irgendwann auf Kosten der Lebensdauer gehe.
Im Vergleich zu früher sind die Fortschritte allerdings schon deutlich. Laut Osram wurde der Quecksilbergehalt von Leuchtstoffröhren seit 1976 um mehr als 90 Prozent reduziert. Bei der Energiesparlampe, die von Anfang an weniger Quecksilber enthielt, sparten die Hersteller seit Mitte der Achtzigerjahre immerhin 70 Prozent ein. "Die Energiesparlampen haben heute so wenig Quecksilber, dass man 500 bis 800 Lampen braucht, um die Menge eines Quecksilberthermometers zu erreichen", rechnet ein Sprecher von Osram vor.
Bei Megaman weist man darauf hin, dass die eigenen Leuchtmittel in ausgeschaltetem Zustand gar kein freies Quecksilber mehr enthielten: "Wir verwenden eine Amalgam-Technologie", sagt ein Firmensprecher. Nur wenn die Lampe beim Zerbrechen eingeschaltet sei, werde freies Quecksilber abgegeben.
Grundsätzlich befürwortet der DNR Energiesparlampen jedoch. Denn ganzheitlich betrachtet senken sie derzeit sogar die Abgabe von Quecksilber an die Umwelt. Das liegt daran, dass beispielsweise bei der Kohleverbrennung Quecksilber in die Umwelt gelangt. Allein der Stromverbrauch einer konventionellen 100-Watt-Glühbirne belastet die Umwelt jährlich mit 1 Milligramm des Schwermetalls. Im Vergleich dazu hat sich die Energiesparlampe hinsichtlich ihrer Quecksilberbilanz also bald amortisiert.
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