: Globalisierte Skistiefel
Den Zulieferern für die Werftindustrie geht es gut. Volle Auftragsbücher wegen des Booms im Schiffbau – nicht in Norddeutschland, sondern vor allem in Asien
hamburg lno ■ Der weltweite Schiffbau-Boom sorgt bei der deutschen Zulieferindustrie für volle Auftragsbücher. „Fast 80 Prozent der rund 400 Betriebe rechnen im laufenden Jahr mit steigenden Auftragseingängen“, sagte Frank Schubert, Vorsitzender der Schiffbau- und Offshore-Zulieferindustrie im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), gestern in Hamburg. „Das ist eine erfreuliche Bestätigung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit dieser mittelständischen Branche.“ Die größten Zuwächse kämen aus Asien und besonders aus China.
Allerdings nehme der internationale Wettbewerb zu. „Wir müssen uns in Asien den Markt mit Konkurrenten teilen, die wir früher gar nicht hatten“, sagte Wilfried Hensel aus dem Vorstand der Arbeitsgemeinschaft. „Globalisierung ist wie eine Weltmeisterschaft im Fußball: Sie findet mit oder ohne uns statt. Wenn wir als Deutschland AG bei dieser Weltmeisterschaft gegen junge, flexible, erfolgshungrige und sehr schnelle Mannschaften gewinnen wollen, können wir nicht mit Skistiefeln auf das Feld gehen“, so Schubert.
Im abgelaufenen Jahr erreichte die Branche mit rund 70.000 Beschäftigten einen Umsatz von 8,3 Milliarden Euro, das ist ein Plus von 2,4 Prozent. Davon gehen rund 63 Prozent ins Ausland, mit den Schwerpunkten Asien und EU. „Viele Unternehmen verstärken ihr Engagement in Asien, um den hohen Exportanteil abzusichern und die heimischen Arbeitsplätze zu erhalten“, sagte Schubert. „Dabei geht es um Marktpräsenz, aber auch darum, überhaupt international marktfähige Gesamtkosten zu erreichen.“ Der ausländische Produktionsanteil stieg von 15 auf 19 Prozent und soll weiter wachsen.
Die Zulieferbranche ist rund dreimal so groß wie die norddeutsche Schiffbauindustrie selbst. Rund drei Viertel der Wertschöpfung eines Schiffes entfallen auf Zulieferer. Das weltweite Marktvolumen für maritime Zulieferungen einschließlich Wartung und Service wird in den kommenden Jahren auf rund 65 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt. Wesentliche Standorte der Branche sind die fünf Küstenländer sowie Bayern, und Nordrhein-Westfalen.