Gleichstellung: Frauen in Zahlen
Der Senat will mit einem neuen Zahlenwerk Gleichstellungsprojekte zielgenauer ausrichten.
Frauen haben es in Berlin leichter als Frauen im Rest Deutschlands. Gleiche Teilhabe am öffentlichen Leben haben sie deswegen noch lange nicht, wie eine umfassende Datensammlung der Senatsverwaltung für Frauen belegt. Erstmals haben Statistiker mit einem "Gender Report" Grundlagendaten zur Gleichstellung aufbereitet. Sie sollen künftigen Programmen und Projekten als Basis dienen, sagte der zuständige Senator Harald Wolf (Linkspartei) am Mittwoch. Der Bericht analysiert auch die Teilhabe von Migranten am öffentlichen Leben.
Ungleiche Chancen sorgten für ungleiche Entwicklungen, so Wolf. "Wir brauchen eine entsprechende Datenbasis, um darauf hinzuweisen." In der Vergangenheit sei es häufig schwierig gewesen, Situationen zu analysieren und Projekte passgenau zuzuschneiden, weil die nötigen Zahlen fehlten. Der Senat investiert mit einem entsprechenden Rahmenprogramm von 2008 bis 2011 knapp 23 Millionen Euro in Maßnahmen zur Gleichstellung.
Zugleich solle die Datensammlung als Erfolgskontrolle für bisherige Bemühungen dienen, etwa in der Wissenschaft, erklärte Wolf. Der Senat knüpft beispielsweise die Mittelvergabe für Hochschulen an Gleichstellungserfolge. Inzwischen ist in Berlin jede vierte Professur mit einer Frau besetzt (25,6 Prozent), vor zehn Jahren waren es 13,5 Prozent. Bundesweit schafft es auf jede sechste Professorenstelle eine Frau. Der Frauenanteil an den Habilitanden stieg in Berlin seit dem Jahr 2000 um knapp 7 Prozentpunkte auf 30 Prozent, an den Promovierenden von 38,2 Prozent auf 46 Prozent. Die Steigerungen seien beachtlich, wenngleich der Professorinnenanteil "überhaupt noch nicht befriedigend" sei, bekannte Wolf.
Auch auf dem Arbeitsmarkt ist eine Gleichbehandlung in weiter Ferne, wie die Zahlen verdeutlichen. Der Einkommensunterschied von Männern und Frauen wächst mit der Bezahlung. In der höchsten Lohngruppe verdienen Frauen mit rund 26 Euro im Durchschnitt mehr als 8 Euro pro Stunde weniger als Männer. Schaut man generell auf die Jahreseinkommen und bezieht Sonderzahlungen mit ein, erhalten Frauen durchschnittlich halb so viel Geld wie Männer für ihre Arbeit. Ein Aspekt, der Senator Wolf auffiel und den er untersuchen lassen will. "Damit haben wir nun den Anreiz, uns das genauer anzuschauen und zu analysieren, woher diese Lücke kommt."
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Preiserhöhung bei der Deutschen Bahn
Kein Sparpreis, dafür schlechter Service
Bis 1,30 Euro pro Kilowattstunde
Dunkelflaute lässt Strompreis explodieren
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Housing First-Bilanz in Bremen
Auch wer spuckt, darf wohnen
Ansage der Außenministerin an Verbündete
Bravo, Baerbock!