Glaubensbekenntnis darf nicht gesungen werden: Allah ist unerwünscht
Für ein Konzert im Berliner Dom sollte ein Muezzin sein Glaubensbekenntnis beisteuern - und darf es nicht.
BERLIN taz Der Muezzin Fatih Yigit darf nicht singen. Jedenfalls nicht im Berliner Dom, hat das Domkirchenkollegium nun beschlossen. Warum? In der Begründung für die Ablehnung heißt es trocken: "Wir glauben an den dreieinigen Gott - Vater, Sohn und Heiliger Geist. Dies unterscheidet uns fundamental vom Glaubensbekenntnis des Islam."
Der Muezzin sollte eigentlich am Samstag im Berliner Dom auftreten - im Rahmen der Aufführung einer Friedenskantate des walisischen Komponisten Karl Jenkins mit dem Titel "The Armed Man - A Mass For Peace". Etwa 300 Musiker werden das Werk präsentieren, in dem auch ein Muezzin das islamische Glaubensbekenntnis - "Allahu akbar" ("Gott ist groß") - vortragen soll. Er ist nur ein kleiner Teil einer großen Aufführung. In England ist es das meistaufgeführte zeitgenössische Werk, in Berlin folgt jetzt die hauptstädtische Erstaufführung. Aber bitte nicht in der preußischen Prunkkirche, sondern nur in einem Konzerthaus.
Denn "das Glaubensbekenntnis des Islam, das wir nicht mittragen können, auch eingebettet in ein Kunstwerk in einer christlichen Kirche, bekennen lassen, sei es durch einen Vorbeter oder auf Tonband, erschien der Mehrheit der Domkirchenräte nicht akzeptabel", so die Begründung für die Ortsverlegung. Ein Nebeneinander muslimischer und christlicher Gesänge ist in einer Kirche nicht erwünscht.
Tobias Brommann, Domkantor, will dieser Logik nicht folgen. Der Kirchenmusiker versteht nicht, warum ein islamisches Glaubensbekenntnis nicht unter einem Kreuz gesungen werden darf: "Wir glauben an unterschiedliche Götter, aber wir haben ein gemeinsames Ziel: die Erhaltung des Friedens."
Die Ablehnung der Berliner zeigt vor allem, wie schwer sich die Kirche heute mit der Kunst tut. Zuletzt war ein buntes Fenster des Künstlers Gerhard Richter im Kölner Dom ein Anlass für verbale Entgleisungen: "Das Fenster passt nicht in den Dom", kritisierte der erzkonservative Kölner Kardinal Joachim Meisner das Kunstwerk: "Es passt eher in eine Moschee oder in Gebetshaus."
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