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Gläubige mit Schüssen vertrieben

■ Polizei in Algier greift bei Freitagsgebet massiv ein/ Neuer FIS-Sprecher/ Zwölf Journalisten festgenommen

Algier (afp/taz) — In Algier ist es am Freitag, dem traditionellen Gebetstag der gläubigen Moslems, erstmals zu Zwischenfällen gekommen, nachdem der Staatsrat am Mittwoch ein Versammlungsverbot in der Umgebung der Moscheen erlassen hatte. Nach Augenzeugenberichten schoß die Polizei zweimal in Versammlungen von Gläubigen, die sich im Viertel Bab el Oued nahe der Moschee Es Sunna eingefunden hatten. Die Sicherheitskräfte sprachen von einer „Warnung“. Über eventuelle Verletzte wurde nichts bekannt. Der Präfekt von Algier hatte Versammlungen, „gleichviel, an welchem Tag und zu welcher Uhrzeit“, untersagt, obwohl sich bei den Freitagsgebeten der islamischen Fundamentalisten traditionell Tausende in der Umgebung der Moscheen versammeln.

Mit mehreren Schüssen trieb die algerische Polizei mittags etwa 500 Gläubige auseinander, die sich nahe der Moschee Es Sunna versammelt hatten. Am Nachmittag schossen vor dieser Moschee Polizei und Gendarmerie Augenzeugen zufolge erneut, um Demonstranten zu vertreiben.

Auch vor der Moschee Ibn Badis in Kouba im Südosten Algiers wurde ein massives Aufgebot von Sicherheitskräften zusammengezogen. Es handelte sich den Angaben zufolge um Polizei, Bereitschaftspolizei und Soldaten, die möglichen Ausschreitungen beim Freitagsgebet vorbeugen sollten. Die Ordnungskräfte nahmen zwölf Journalisten, darunter zehn Ausländer, fest.

Das Freitagsgebet in der Moschee Ibn Badis im Stadtviertel Kouba wurde vom provisorischen Sprecher der Islamischen Heilsfront (FIS), Rabah Kebir, und dem Mitglied der FIS-Führung, Mohammed Sais, geleitet. Kebir wurde von der FIS nach der Verhaftung von Abdelkader Hachani zum Sprecher ernannt. Er gilt ebenfalls als Vertreter einer gemäßigten Linie. In der FIS scheint sich offenbar, trotz des starken staatlichen Drucks, der radikale Flügel bisher nicht durchzusetzen. Rabah Kebir rief die Gläudigen zu Ruhe und Disziplin auf. Alle Provokationen müßten vermieden werden.

Zum Aufgebot vor der Moschee gehörten rund 20 Einsatzfahrzeuge der Bereitschaftspolizei mit insgesamt 200 Mann, die mit Helmen und Schlagstöcken sowie Tränengasgranaten bewaffnet waren und das Viertel umstellten. Mit im Aufgebot waren auch Wasserwerfer und Bulldozer, um mögliche Barrikaden wegzuräumen. Mehrere Armeekommandos, die mit Gewehren und Bajonetten bewaffnet waren, wurden rechts und links der Moschee auf den Bordsteinen stationiert. In der naheliegenden Kaserne, die nur 20 Meter von der Moschee entfernt ist, wurden außerdem Kanonen in Stellung gebracht. Der Zugang zu dem Viertel wurde von Bereitschaftspolizei kontrolliert, wobei insbesondere Transporter und Taxis mit mehreren Insassen überprüft wurden.

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