■ Gitterposse: Erpressung im Knast
Ein Bezirksamt hat versehentlich Akten mit brisanten Daten an die Justizvollzugsanstalt Tegel geliefert, um daraus Notizzettel machen zu lassen. Ein Häftling bemerkte nach Angaben der Justizverwaltung das Mißgeschick, nahm die Blättter mit in seine Zelle und drohte, den Vorfall der Presse zu melden, falls er nicht Vollzugslockerungen bekäme. Doch letztlich ohne Erfolg: Seine Zelle wurde durchsucht und die Akten sichergestellt, wie Justizsprecherin Corinna Bischoff gestern bestätigte.
Nach ihren Angaben ist es durchaus üblich, daß die Verwaltung alte Aktenblätter dem Gefängnis übergibt, damit Häftlinge daraus Notizblätter schneiden. Offensichtlich hätten die Mitarbeiter des Bezirksamts Aktenstapel verwechselt. Es handelt sich dabei um Sozialhilfeüberweisungen und um Buchungen von Geldbeträgen an gemeinnützige Institutionen. Das Bezirksamt hatte die Listen vor zwei Monaten ins Gefängnis geschickt – „ein Fehler“, entschuldigte sich Sozialstadträtin Junge-Reyer. Bei den Unterlagen handele es sich um Fehldrucke mit korrekten Daten, die bei der Einführung des neuen Computersystems entstanden seien. In der Regel würden diese vernichtet. Aber ein bislang unbekannter Mitarbeiter habe die Aufforderung, Papier zur Wiederverwertung nach Tegel zu schicken, offenbar „zu wörtlich“ genommen.
Gegen den Häftling seien keine weiteren Maßnahmen eingeleitet worden, so die Justizpressestelle. Er sitze wegen eines anderen mutmaßlichen Deliktes ohnehin inzwischen wieder in Untersuchungshaft. dpa
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