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Girl Talk übers Sampeln von 372 Popsongs"Ich bewege mich in einer Grauzone"

Gregg Gillis alias Girl Talk macht aus 372 Song ein 71 Minuten langes Album – zum Gratis-Download. Trotzdem lässt ihn die Musikindustrie in Ruhe. Ein Gespräch über modernes Musikmachen.

Laptopgefrickel: Girl Talk auf der Bühne im Liberty State Park, New Jersey im Sommer 2008. Bild: ap
Meike Laaff
Interview von Meike Laaff

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11 Kommentare

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  • M
    Marino

    @tomtom:

    Ach, in Japan sind sie schon viel weiter.

    komplett virtuelle Popstars live on stage als Hologramm:

     

    http://www.youtube.com/watch?v=DTXO7KGHtjI

  • T
    tomtom

    Und was ist überhaupt mit dem genialen "The Grey Album" von Danger Mouse? Sehr wohl kann Samplen/Remixen einen alten ausgelutschten Song frischer machen und ihm gar eine ganz andere Stimmung abgewinnen.

    Was ich jetzt davon halten soll, dass es Konzerte gibt, zu denen Tausende strömen, nur um einen Mensch am Laptop rumfrickeln zu sehen, weiß ich allerdings auch nicht.

  • D
    Drops

    Girl Talk füllt Hallen und begeistert viele Menschen mit unterschiedlichen Musikgeschmack.

    Es kommt darauf an wie sich das Endprodukt anhört und nicht wie es entstanden ist. Es gibt so viele Alben die totaler rotz sind und die jeweiligen "Künstler" haben gelernt ihre Instrumente spielen.

    Aber was bringt es wenn man nicht das gewissen Feingefühl hat??? Für mich ist er ein Musiker der ein Instrument spielt. Jedes Album wird abgemischt...ist es danach auch nicht mehr real? Nicht immer alles fertig machen sondern besser machen oder den latz halten!!!

  • M
    MichaelKS

    Rod hat meiner Meinung nach Recht. Musiker ist, wer ein Instrument spielen oder singen kann.

    Als Künstler kann ich Gregg Gillis aber durchaus sehen.

    Ist doch ausgesprochen interessant was er da so treibt.

    Und das sage ich als Musiker! Ich fand es witzig, und die Version mit den Credits passt doch ganz gut zusammen. Ich bin alt, aber wir leben doch in vernetzten Zeiten - Lasst die Leute doch sowas machen!

     

    Urheberrecht ist natürlich etwas Wichtiges, aber das Tony Iommy und Ozzy Osbourne und all die anderen Zitierten jetzt am Hungertuch nagen müssen, kann ich nicht glauben.

  • W
    Wayne

    @Rod: dein beispiel mit der gitarre ist selbst ziemlich kurzsichtig. GirlTalk hat auch gelernt, wie man mit Samples umgeht und schnipselt die dann nach eigener Interpretation zusammen. Natürlich sind das Dinge, die schon erfunden und gespielt wurden, aber ein Gitarrist spielt auch keine Noten und deren Kombinationen, die vor ihm noch niemand gespielt hat.

  • R
    Rod

    Musiker ist nur, wer ein Instrument spielen oder Singen kann. Alles andere ist crap. Der Vergleich mit dem Gitarristen ist lächerlich. Ein Gitarrist lernt beim Üben natürlich, was sich andere ausgedacht haben und er verwendet bekannte Solos als Ausgangspunkt. Aber ein Gitarrist spielt es mit seinen eigenen Händen und bringt seine persönliche Interpretation ein, spielt Variationen und entwickelt daraus etwas neues.

     

    "Sampeln" ist nicht "Musik machen", das ist einfach stupides kopieren. Auch wenn die Ausschnitte noch so klein sind, es ist schlicht und einfach kopiert und im Gegensatz zu einem händisch gespielten Gitarrenstück keine eigene Interpretation vorhanden.

     

    Aber es ist sowieso "Trend" der aktuellen Musikindustrie nur noch altes wie einen alten Kaugummi immer wieder durchzukauen, auszuspucken und wieder in den Mund zu nehmen und wieder durchzukauen. Daher ist die Musikindustrie auch auf möglichst junge Hörer angewiesen, die was sie da vorgesetzt bekommen für "neu" halten, weil sie noch nichts anderes kennen. Die kaufkräftige Konsumentengruppe ab 30 Jahren aufwärts ist der Musikindustrie weitgehend abhanden gekommen. Die große Musikindustrie ist mir dermaßen zuwider wie ein alter Kaugumme, den man schon mehrere Tage lang gekaut hat. Ich gehe gerne auf Livekonzerte, wo die Leute noch richtige Instrumente spielen und kaufe dort die CDs, die man weder im Laden noch im Internet kaufen kann. Ich setze mich lieber selbst hin und lerne Konzertgitarre, bevor ich passiv etwas anhöre.

  • TT
    Toni Tornado

    Es ist leicht moeglich mit einem Laptop und der entsprechenden Software bereits produdierte Musik con CD's oder anderen Medien zu samplen und neu aufzubraten, ich koennte das jederzeit tun. Warum ich es nicht mache ist nicht die Angst vor Urheberrechten sondern weil letztlich nichts neues entsteht.

     

    Bezeichnend ist auch, dass solche Musikaufbrater keine Instrumente spielen koennen, sich aber als Musiker bezeichnen.

     

    Ist jemand der 3 Fertiggerichte zusammen in der Microwelle mashupt gleich ein Koch?

     

    Das wirklich trtaurige ist, dass die richtigen Musiker keine platform mehr haben wenn solche Fuzzis auch noch auf der Buehne ihre schalen Aufguesse ausschenken koennen und dabei noch hochgejazzt werden, unter anderem von der TAZ.

     

    Toni Tornado

    Live Musiker und Komponist

  • D
    daswois

    sicher das die musi industrie da nicht 3. aufguss betreibt?

  • L
    Leon

    372 Samples? Wow! Richie Hawtins hat mit 300 samples aus 70 Song auf "closer to the edit" Neuartigeres geschaffen - wenn auch abseits des Mainstreams. Und im Pop haben z.B. Bomb The Bass bereits in den Achtzigern mit beschränkteren Mitteln das Thema Sampling deutlich runder umgesetzt. Die Frage, ob es sich bei Gregg Gillis um einen Musiker handelt ist wirklich kindisch. Er sagt ja selbst, daß er 150 Tage im Jahr mit Auftritten verbringt.Und daß er damit sein Geld verdient - also als DJ/Entertainer und nicht als Musiker. Allzuviel Zeit bleibt ihm da nicht, um Musikstücke herzustellen.Alleine die Titel seiner "Werke" sind entlarvend schlicht("Oh No" ,"On and On", "Get it Get it"). Und so hört sich das in meine Ohren auch an. "(...) zum Gratisdownload - und TROTZDEM lässt ihn die Musikindustrie in Ruhe".

    Falsch - gerade DESHALB lässt ihn die Muskindustrie in Ruhe. Wie auch jeden anderen DJ, der seine Sets zum Download online stellt. Das ist Web-Alltag.

    Er verschenkt seine "Kunstwerke" ,weil er genau weiß, daß er sich in einer Grauzone bewegt und eben KEINE Lust hat auf einen Gerichtstreit, dessen Ausgang völlig offen wäre und ihn in erster Linie Zeit=Auftritte=Kohle kosten würde.

  • HK
    Herr K.

    Ein interessantes Interview.

    Schön zu sehen, dass Gregg Gillis von dem Leben kann, was er gerne macht.

     

    Wir haben hier in Deutschland allerdings auch einen bekannten und erfolgreichen Mashup-Artist, der auch Konzerte auf der ganzen Welt hat.

    Er heißt BenStilller und ist auf YouTube unter "Mashup Germany" zu finden.

     

    Würde mich freuen, wenn dieser Künstler auch unterstützt würde.

  • H
    Hubert

    Bei aller Freude, dass da mal wieder jemand der Contentindustrie ans Bein gepullert hat: Was ist das denn für ein Nonsens?