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Giftiges Erbe

■ In Spandau begann umfangreichste Giftgassuche der Nachkriegszeit

Giftiges Erbe

In Spandau begann umfangreichste Giftgassuche der

Nachkriegszeit

Eine der größten Bergungsaktionen chemischer Kampfstoffe in der Nachkriegszeit hat gestern begonnen. Rund 400 in einem Trainingslager speziell ausgebildete Polizeibeamte suchen in der Zitadelle Spandau nach chemischen Kampfstoffen, die in den letzten Kriegstagen beim Anrücken sowjetischer Streikräfte vergraben worden sein sollen. Die Festung beherbergte von 1935-45 das ehemalige Heeresgasschutzlaboratorium der Deutschen Wehrmacht, in dem militärische Giftgase entwickelt wurden.

Neben Phosgen und Adamsit werden in der Zitadelle nach Angaben der Polizei auch die Kampfgase Lewiswit und Blausäure vermutet. Auch ist nicht auszuschließen, daß sich Nervengase wie Tabun, Sarin und Soman - die schon bei bloßer Hautberührung tödlich wirken - im Boden befinden.

1978 bargen britische Soldaten aus einem Brunnen erhebliche Mengen von Giftstoffen. Seitdem wurden mehrfach Kampfgasspuren entdeckt. Der letzte Fund war erst vor zwei Wochen eine Flasche mit Senfgas. 1985 beschloß der Senat eine systematische Suche, die jedoch wegen der 750-Jahr -Feier 1987 aufgeschoben wurde. Die Suche wird voraussichtlich drei Jahre dauern und mindestens etwa 30 Millionen Mark kosten.Für die Spandauer Bevölkerung wurde ein Katastrophenschutzplan bis hin zu Evakuierungsmaßnahmen entwickelt. Flugblätter in deutscher und türkischer Sprache wurden verteilt und Informationsstellen eingerichtet. Da sich bei Unfällen freigesetzte Kampfgase mit großer Geschwindigkeit verbreiten, soll nur bei günstiger Witterung gearbeitet werden. Experten rechnen mit 100 Arbeitstagen jährlich. Die Bergungsmannschaften können in luftdichter Schutzkleidung jeweils nur in zwei 30minütigen Schichten pro Tag eingesetzt werden.dpa

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