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Giftgas made in Germany

■ Geschäftsmann soll Syrien beim Bau einer C-Waffen-Fabrik geholfen haben

Berlin (taz) – Syrien baut angeblich mit deutscher Hilfe an einer Giftgasanlage. Nach Informationen des Stern prüfen deutsche Ermittler derzeit, ob der Stuttgarter Unternehmer Hans-Joachim Rose Syrien bei der Konstruktion einer Chemiewaffenanlage zur Hand gegangen ist. Der 47jährige steht seit gestern in Stuttgart vor Gericht, weil ihm vorgeworfen wird, beim Bau einer Giftgasanlage in Libyen geholfen zu haben. Laut Stern präsentierte der US-Geheimdienst CIA dem Bundesnachrichtendienst kürzlich Satellitenfotos einer baugleichen Anlage in Syrien.

Rose muß sich vor dem Landgericht mit dem Vorwurf auseinandersetzen, er habe gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz und das gegen Libyen verhängte UN- Embargo verstoßen. Eine von Rose gelieferte Abgaswaschanlage soll in einem in einen Berg eingegrabenen Fabrikkomplex in Tarhuna Anwendung gefunden haben. Die US-Regierung behauptet, dabei handele es sich um eine Giftgasfabrik. Eine praktisch baugleiche Anlage soll auf den Satellitenfotos der CIA zu sehen sein – aufgenommen wurde sie über einem Berg in der Nähe der syrischen Stadt Aleppo. Der Stern listet Indizien auf, die dafür sprechen, daß Rose auch bei dieser Anlage die Finger im Spiel hatte. So sei in einem Schreiben von Roses Firma Decotec bereits 1991 von einer Schiffslieferung nach Aleppo die Rede, deren Bezahlung zu „95% cash against documents“ erfolgen sollte. Rose habe mit syrischen Geheimdienstlern und Militärs über ein Geheimprojekt mit dem Tarnnamen „Warehouse“ verhandelt.

Die Gaswaschanlage für Libyen sei ebenfalls für ein „Warehouse“ bestimmt gewesen. Wie in Libyen ist auch in Syrien Roses indische Patnerfirma „Vijay“ beteiligt. Die Finanzierung werde von der syrischen und der libyschen Zentralbank gemeinsam sichergestellt. taud

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