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Giftgas in Bosnien?

■ Berichte über serbische Gasangriffe bei Tuzla / Spannungen in Sarajevo

Sarajevo (AP/AFP) – Serbische Truppen in Bosnien sollen bei den immer heftiger werdenden Kämpfen nordöstlich von Tuzla Giftgas eingesetzt haben. Augenzeugen berichteten gestern, sie hätten verwundete bosnische Regierungssoldaten gesehen, die zur Behandlung nach Tuzla gebracht worden seien. Offiziere der Regierungstruppen sprachen von einem Giftgaseinsatz; eine Bestätigung durch UN- Beobachter lag zunächst nicht vor. Bei den Kämpfen geht es um einen für die bosnischen Serben bedeutsamen Fernmeldeturm, den die Regierungstruppen eingekesselt haben.

Hochspannung herrschte ebenfalls in Sarajevo, als serbische Truppen an der Straße zum Flughafen gewaltsam französische UN- Soldaten an der Durchfahrt hinderten. Die UN-Truppen fuhren daraufhin mit vier Schützenpanzern auf, woraufhin die Serben mit der Eröffnung des Feuers drohten und Verstärkung heranholten. Nach Angaben eines Unprofor- Sprechers schlossen die bosnischen Serben am Nachmittag auch die anderen Kontrollpunkte um Sarajevo und verminten die Straße zum Flughafen. An dem berüchtigten Kontrollpunkt „Sierra 4“ der bosnischen Serben, den die UNO formell nicht genehmigt, gegen den sie aber auch keine Maßnahmen ergriffen hatten, haben Serben laut UNO von den Blauhelmen seit Jahresanfang 15 Fahrzeuge, zwei Panzerabwehrwaffen, ein schweres Maschinengewehr sowie weiteres Militärmaterial geraubt und insgesamt sieben Journalisten und Mitarbeiter von UN- Hilfsorganisationen verhaftet.

Bosnische Regierungssoldaten hielten nach UN-Angaben sieben UN-Beobachter und drei französische UN-Soldaten mehr als drei Stunden lang im Haus der Beobachter in einem Vorort Sarajevos fest. Angaben über die Motive für die Festsetzung wurden zunächst nicht gemacht.

Die Nato-Botschafter genehmigten gestern die Entsendung von achtzig Soldaten nach Kroatien. Bei den der UNO unterstellten Soldaten wird es sich um Kommunikationsexperten, vor allem aus Großbritannien und den USA, handeln.

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