■ Gib FCKW keine Chance: Blinde Kaninchen und mehr Hautkrebs
Berlin (taz) – Sonnenhüte und langärmlige T-Shirts sind in Australien seit Jahren die Verkaufsrenner, in Chile erblinden die Kaninchen, und Schafe bekommen Hautgeschwüre. Das Ozonloch über dem Südpol beschränkt sich längst nicht mehr auf das ewige Eis – die Gefahr für Leib und Leben nicht mehr nur auf Pinguine. Und auch im Norden des Globus ist der Ozonschild in diesem Frühjahr um 20 Prozent dünner geworden. Schon bei einer dauerhaften Ausdünnung um nur 10 Prozent soll die Zahl der Hautkrebserkrankungen um ein Viertel steigen. Die Situation, so gab ein Sprecher des zuständigen UNO-Wissenschaftsgremiums in Kopenhagen zu, ist „wesentlich ernster“, als noch vor zwei Jahren gedacht.
Mit 22 Mio. Quadratkilometern ist das Ozonloch über dem Südpol so groß wie die ehemalige Sowjetunion. Es wird die Menschen dort selbst bei sofortigem Ausstieg aus allen Ozonkillern bis Mitte des kommenden Jahrhunderts begleiten. Denn Ozonkiller, die heute frei werden, beginnen erst in etwa 15 Jahren mit ihrem Zerstörungswerk in der Stratosphäre.
Zum Entstehen des Ozonlochs tragen vor allem Chlor- und Bromverbindungen aus der Chemieindustrie bei. Am wichtigsten sind die Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) und Halone. Von geschäumten Autositzen über Kühlschränke und Klimaanlagen bis zum allgegenwärtigen Feuerlöscher reichen die Produkte, deren Chemikalien zur Ausdünnung des Ozonschilds beitragen.
Die FCKW, in den 20er Jahren entdeckt, waren in der Industrie populär, weil sie nicht brennbar und vielfältig verwendbar waren. Erst Mitte der 70er Jahre gerieten die FCKW in den Verdacht, die Ozonschicht auszudünnen und so alles Leben auf der Erde zu gefährden. 1978 wurden dann in den USA und Schweden Spraydosen verboten, die auf FCKW- Basis funktionierten. Weitere 15 Jahre durften aber westliche Industrienationen jährlich Hunderttausende Tonnen des Stoffs in die Atmosphäre pusten. ten
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