piwik no script img

Gewinnerpech

■ Alba Berlin gewinnt im Basketball-Europacup Hinspiel gegen Fenerbahce Istanbul mit bescheidenen 99:83

Berlin (taz) — Die Deutschen Vizemeister hatten gewonnen — und machten doch betrübte Gesichter, während sich die Verlierer freuten. So hatte Alba Berlin sein Drittrunden-Heimspiel im Europacup gegen den türkischen Meister Fenerbahce Istanbul nicht geplant. „Wir können und müssen mit mindestens 20 Punkten gewinnen“, hatte Berlins Trainer Faruk Kulenovic gefordert, wohl wissend, was seine Mannschaft beim Rückspiel am Dienstag erwartet.

Eine kleine Einstimmung darauf bot sich den Berlinern am Dienstag in eigener Halle. Von den 2.000 BesucherInnen waren knapp ein Drittel Fenerbahce-Fans, die ein Spektakel inszenierten, das gar nicht mehr sicher erscheinen ließ, welche der beiden Mannschaften den angeblichen Heimvorteil besaß. Vor dem Spiel kursierende und abgedruckte Berichte, allein 2.000 Karten seien durch türkische Mittelsmänner aufgekauft worden, erwies sich allerdings als vollkommener Quatsch.

Im Spiel trafen sich zwei total unterschiedliche Basketballwelten. Auf Berliner Seite mit gemächlichem Aufbauspiel, solider Technik und dem Schwerpunkt der Angriffe durch die Centerposition. Die Istanbuler dagegen schöpften aus ihrem scheinbaren Nachteil der geringeren Körpergröße ihre Stärke eines Fast-Breaks, den sie mit flinker Beweglichkeit und hervorragender Technik erstklassig beherrschen. Zunächst begann Alba, als wollten sie schon zur Halbzeit den erstrebten Vorsprung herausspielen. Zum ersten Mal seit Wochen wieder mit dem von einer Wadenverletzung genesenen Zoran Radovic auf der Aufbauposition, lagen sie schon nach zehn Minuten klar mit 29:17 vorn. Bis dato wurde das Konterspiel Fenerbahces gut geblockt, die Center Meyer und Blab waren im Rebound eindeutig unterlegen. Letzterer allerdings vergab zunächst die besten Möglichkeiten unter dem Korb — für seinen letzten Versuch vor der Pause benötigte der einst bei den Dallas Mavericks spielende 2,17- Meter-Mensch vier Versuche.

Im zweiten Abschnitt traf jeder seiner Ableger und er hätte leicht der Matchwinner werden können. Nur ging es bei den Berlinern wieder ganz fix, diesmal mit Spielerdisqualifikationen. Fünf Albatrosse mußten vorzeitig gehen, unter ihnen alle Center, der Vorteil war dahin. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der türkische Meister den Rückstand auf 19 Punkte begrenzen können, eine fast magische Zahl, denn trotz aller Möglichkeiten scheiterten die Berliner am Überschreiten der vorgegebenen 20 Punkte. Dagegen konnte Istanbul mit einer Serie sicherer Drei- Punkte-Würfe den Abstand verringern, wodurch die Berliner zusehens unsicher und nervös wurden.

Vielleicht hatten sie auch die vielen Pfiffe der Istanbuler Fans verwirrt. Kein gutes Omen für das Rückspiel: Dann nämlich werden sie von 7.000 ZuschauerInnen erwartet, die so eindrucksvoll bekunden, hinter welchem Team sie stehen, daß selbst furchtlosen Schiedsrichtern manchesmal die Unparteilichkeit in der Trillerpfeife steckenbleibt. Schmiernik

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen