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Gewinner der WirtschaftskriseDie Elementarteilchen

Es gibt sie doch, die Gewinner der Wirtschaftskrise: eine kleine Auswahl an Firmen und Produkten, die jede Hiobsbotschaft leichter erträglich machen.

Fett und Geschmacksverstärker: Burger bleiben auch in der Krise beliebtes Frustfutter. Bild: ap

Kurzarbeit hier, Stellenabbau dort, Rezessionsangst, Rettungspläne und obendrauf noch düsterere Prognosen - kurz, derzeit bieten Wirtschaftsnachrichten nur wenig Anlass zur Freude. Dennoch: Es gibt sie wirklich, die Gewinner der Krise. Eine Auswahl der profitabelsten Firmen und Produkte des vergangenen Jahres, sogar mit guten Aussichten für das laufende - und die wahren Gewinner besinnen sich gerade in der Krise wieder auf das Elementare im Leben.

Plasma-TV: Das Jahr 2008 bescherte dem bayerischen Fernsehgerätehersteller Loewe ein Traumergebnis: Mit 324 Millionen Euro erzielte das Unternehmen den höchsten Umsatz seiner 86-jährigen Geschichte. Der Gewinn vor Steuern stieg um rund 30 Prozent. Vor allem die Fußball-Europameisterschaft und der Trend zum Flachbildschirm sind laut Loewe der Grund für den Anstieg. Die Krise kommt da gerade passend: Wer in Kurzarbeit ist, hat wenigstens genug Zeit zu glotzen. Und wer kann es den Menschen verdenken, wenn sie angesichts des Zusammenbruchs der Aktienmärkte jetzt in reale Werte investieren, also in Riesenglotzen?

Kondome: Die Umsätze für Präservative des Herstellers Durex stiegen im vergangenen Jahr um rund zehn Prozent, die für Gleitgel und Vibratoren gar um 27 Prozent. Das Unternehmen konnte seinen Gewinn vor Steuern auf rund 50 Millionen Euro steigern. Das dürfte daran liegen, so die Analysten, dass ein Schäferstündchen mit dem Partner genauso unterhaltsam, allerdings nicht so teuer ist wie ein Theaterbesuch. Anscheinend vermag auch das Plasma-TV im Schlafzimmer der neuen Lust keinen Abbruch zu tun.

Drogerieartikel: Die größte deutsche Drogeriekette, Schlecker, hat im abgelaufenen Jahr den Umsatz um sechs Prozent gesteigert und sieht sich für 2009 gut gerüstet. Klar, denn Kondome gibts bei Schlecker und Knabberzeug fürs Fernsehen ebenso - und das selbst an der schmuddeligsten Straßenecke, denn Schlecker gibt es überall und man geht ja nicht gern raus und nicht gern weit, wenn überall die Krise lauert. Als erstes Einzelhandelsunternehmen will Schlecker zudem in diesem Jahr Arzneimittel unter eigener Marke vertreiben. Damit erträgt es sich alles vielleicht noch leichter. Schlecker könnte sich allerdings die Tour selbst vermiesen, weil Herr Anton Schlecker, der sympathische Milliardär aus Schwaben, einen Konzernumbau plant und nur noch XL-Filialen will. Das wäre das Aus für viele der Eck-Schlecker und für jede Menge Arbeitsplätze.

Klamotten: Rund 7.000 neue Jobs weltweit will dagegen der schwedische Modekonzern Hennes und Mauritz (H & M) in diesem Jahr schaffen und 225 neue Geschäfte eröffnen, sogar in Russland und China. Die Bekleidungskette setzt dabei ganz auf die Krise, denn da gibt der gemeine Konsument ungern viel Geld für Klamotten aus, die er auch nur zweimal tragen kann. Bald gibt es bei H & M zudem auch Wohntextilien, was sich gut macht fürs Lungern vor dem Fernseher und die Nutzung von Durex-Produkten. So hängt alles mit allem zusammen.

Junk-Food: McDonalds verkaufte im dritten Quartal elf Prozent mehr Burger. Sein Unternehmen sei "rezessionsfest", freute sich die Oberfritte Jim Skinner bereits. Allem Anschein nach besinnen sich die Menschen in Krisenzeiten wieder auf wahren Genuss: Fett und Geschmacksverstärker. Statt ins Feinkostrestaurant laden Männer ihre Frauen jetzt einfach in die Frittenschmiede ein, Sex gibt es hinterher trotzdem (siehe oben), eventuell sogar vor dem Fernseher.

Fazit: So kann man auch das Gute in der Wirtschaftskrise sehen: Die Welt besinnt sich wieder auf die essenziellen Dinge des Lebens: Fressen, Glotzen, Klamotten und Schnackseln.

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6 Kommentare

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  • D
    Delfo

    Hey Matze

    nicht traurig sein! In einem Loewe Fernseher wird das Fernsehprogramm auch nicht besser :)

    Wobei Andy Borg in High Definition und 16:9... *lol*

  • S
    Sebastian

    @Matze

    Wie unpatriotisch. Vielleicht sollte man dann das Sozial- bzw. Arbeitsamt anweisen, Hartz-IV-Empfängern den Kauf eines solchen Gerätes zu finanzieren.

  • BN
    besorgtem nachbar

    tja, kurzarbeit kann auch heißen 70% vom lohn und 35 statt 39 stunden die woche. da geht das verhältnis zugunsten des arbeitsgebers. was die kohle angeht reicht es schon nicht mehr, es sei denn man sucht sich einen zweiten job: minijob, 400% keine zusätzlichen sozialleistungen.

    fazit: kurzarbeit bedeutet mehrarbeit. da ist mann dann auch zum sex vor der glotze zu platt.

    ...ob das was mit dem vibratorverkausanstieg zu tun hat?

  • MS
    Martin Schröder

    Tja, das Lesen übt ihr besser nochmal: "Der Umsatz des Loewe Konzerns ist im Berichtszeitraum von 372,5 Mio. Euro leicht auf rund 374 Mio. Euro gestiegen, obwohl im vergleichbaren Vorjahreszeitraum noch Umsätze mit Plasma-TVs in Höhe von 11,9 Mio. Euro enthalten waren. ... Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Umsatz mit LCD-TVs um 5,1 % auf rund 323 Mio. Euro." Merke: LCD-TVs sind was anderes als Plasma-TVs.

  • TT
    Thomas Tyssen

    Was für ein schöner Artikel.

    Und so viel Trost ist darin zu finden.

    Endlich wieder mal nur an essenzielles denken.

     

    Aber fehlt da nicht eine wichtige Kategorie?

    Auf die Gefahr hin, mich zu irren, denn ich kenne hier keine Zahlen. Aber ich wage zu vermuten, dass auch die internationale Rüstungs- und Sicherheitsindustrie bei all den globalen Wirren nicht zu kurz kommt.

    Wie sind denn so die Umsätze von Thyssen, Krupp, Lockheed-Martin und wie sie alle heißen?

    Angesichts des großen Stellenwertes, die diese Inustrie auch hier in Deutschland hat, bleibt uns wohl nur zu hoffen, dass unsere wirtschaftlichen Flagschiffe auch 2009 so exportstark zum BIP beitragen, wie sie das seit eh und je tun.

    Na denn man tau.

  • M
    Matze

    Leider sind LOEWE Kunden meist nicht jene, die in Kurzarbeit sind und zu Hause sitzen.

     

    LOEWE TVs sind nämlich nicht so billig wie die asiatischen Pendants.