Gewalt in Athen: Jagd auf Einwanderer
Gruppen von Ultranationalisten machen Jagd auf Einwanderer in der griechischen Hauptstadt. Mindestens 25 Menschen sollen verletzt worden sein, 48 Personen wurden festgenommen.
ATHEN afp/dapd | Banden rechtsradikaler Jugendlicher haben am Donnerstag in Athen Jagd auf dunkelhäutige Einwanderer gemacht. Mindestens 25 Menschen wurden bei den mehrstündigen Zusammenstößen verletzt, berichteten Sprecher zweier Krankenhäuser. Es handele sich um 19 Immigranten und sechs Griechen.
Mehrere hundert schwarz gekleidete Ultranationalisten marschierten durch mehrheitlich von Einwanderern bewohnte Viertel, Zuwanderer wurden von mit Motorradhelmen bekleideten Rowdys verprügelt und von Jugendlichen durch Seitenstraßen gejagt. Die Polizei ging dazwischen und setzte Tränengas sein. Nach Polizeiangaben wurden etwa 48 Personen festgenommen. Rechtsextreme Aktivisten zerstörten nach Angaben der Polizei auch mehrere Geschäfte, die Ausländern gehören.
Erst am Dienstagabend hatte es in der griechischen Hauptstadt fremdenfeindliche Ausschreitungen gegeben. Mehrere hundert Demonstranten, darunter auch Neonazis, riefen Parolen wie "Ausländer raus" und gingen auf Einwanderer los. Die Polizei setzte Tränengas ein. In der Nacht zu Donnerstag wurde ein Mann aus Bangladesch im Zentrum Athens getötet; auch hier schloss die Polizei rassistische Motive nicht aus.
Auslöser für die Ausschreitungen war der tödliche Angriff auf den 44-jährigen Griechen am Dienstagmorgen. Drei Angreifer stachen den Mann nieder, als er gerade ins Auto steigen wollte, um seine schwangere Frau zur Entbindungsstation ins Krankenhaus zu fahren. Sie entrissen ihm die Videokamera, mit dem er die Geburt seines zweiten Kindes filmen wollte. Augenzeugenberichten zufolge handelte es sich bei den Tätern wahrscheinlich um Ausländer.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Repression gegen die linke Szene
Angst als politisches Kalkül