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GesundheitStraßenverkehr grenzwertig

Neues EU-Limit für Stickoxide zwingt Senat in der Verkehrspolitik zum Handeln. Gutachten über Wirkung einer Umweltzone in Arbeit. BUND kritisiert Verzögerung.

Die Kälte macht sie sichtbar: kondensierende Autoabgase mit Stickstoffdioxid und Feinstaub. Bild: dpa

Vorgaben aus Brüssel verschärfen den Handlungsdruck in der Hamburger Verkehrspolitik. Seit dem 1. Januar gilt ein schärferer Grenzwert für Stickoxide in der Luft, vor allem Stickstoffdioxid (NO2). An vier stark befahrenen Straßen wird dieser weit überschritten. Die Umweltbehörde prüft, ob dem Problem mit einer Umweltzone beizukommen wäre, in die nur schadstoffarme Autos und Laster fahren dürfen.

Stickoxide gehören neben Feinstaub und Benzol zu den gefährlichsten Emissionen des Straßenverkehrs. Sie schädigen die Atemwege. Wer ihnen längere Zeit in hohen Dosen ausgesetzt ist, kann sich eine chronische Bronchitis zuziehen und generell für Atemwegserkrankungen empfänglicher werden. Stickoxide schädigen die Nadeln und Blätter von Bäumen; sie versauern den Boden und helfen, bodennahes Ozon zu bilden, den "Sommersmog".

Nach einer EU-Richtlinie, die 2005 in Kraft getreten ist, sollte der Anteil von Stickstoffdioxid in der Luft bis 2010 auf 40 Mikrogramm pro Kubikmeter im Jahresdurchschnitt sinken. Zudem sollte der Gehalt nur an 18 Tagen im Jahr mehr als 200 Mikrogramm betragen dürfen.

Dieser Wert wird in der Habichtstraße, der Max-Brauer-Allee, der Kieler Straße und der Stresemannstraße seit Jahren um zum Teil deutlich mehr als die Hälfte überschritten - ohne dass eine wesentliche Veränderung erkennbar wäre. "Die Untätigkeit unserer Politiker ist beschämend", schimpft Manfred Braasch, Landesgeschäftsführer des Umweltverbandes BUND. Die Umweltbehörde habe das Problem Stickoxide zwar schon in ihrem Luftreinhalteplan von 2004 benannt, bislang aber kaum reagiert.

Wichtige Instrumente zur Verkehrsreduzierung wie die Umweltzone oder eine Citymaut, die das Autofahren in der Innenstadt kostenpflichtig macht, würden nicht genutzt. "Die GAL muss sich die Frage gefallen lassen, ob sie dem Anspruch, die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen, noch gerecht wird", findet Braasch.

Das Stickoxid sei für die Umweltbehörde ein wesentlicher Grund, die Einführung einer Umweltzone zu prüfen, sagt Volker Dumann, Sprecher der Umweltsenatorin Anja Hajduk (GAL). Die Feinstaubbelastung habe zuletzt unter den vorgeschriebenen Grenzen gelegen. Die Behörde werde in nächster Zeit ein Gutachten vorlegen, das klären soll, ob eine Umweltzone in Hamburg sinnvoll wäre. "Wir machen keine Umweltzone um der Umweltzone willen", versichert Dumann.

Das Gutachten habe auf sich warten lassen, weil es mit den neuesten Berechnungsmethoden des Umweltbundesamtes erstellt und das modernste in ganz Deutschland sein werde. Nicht nur Stickoxide und Feinstaub, sondern auch Benzol und Ruß würden in die Analyse einbezogen. Dabei werde geklärt, wie stark die Bevölkerung durch eine Umweltzone geschont werden könnte.

Umweltzonen gibt es schon seit 2008 in einer Reihe von Städten. Berlin und Hannover haben die dazu gehörenden Fahrverbote zum 1. Januar noch einmal verschärft. Nach Berechnungen des Berliner Senats reduzierte allein die Umweltzone den Dieselruß 2008 um 22 Prozent und die Stickoxide um 13 Prozent. Der Automobilclub ADAC behauptet, im benachbarten Potsdam habe sich die Luftbelastung ohne Umweltzone tendenziell ähnlich entwickelt. Er folgert daraus, eine Umweltzone sei nutzlos.

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