■ Neuer Unkrautkiller: Gesprühte Zeitung
Das Gartenbauamt in Bremerhaven ist um neue Ideen nie verlegen. Seien es extrabreite Bänke für Penner, oder, wie jetzt bekanntgeworden, unkonventionelle Unkrautvernichtungsmethoden. Schon seit einigen Jahren verzichtet das Amt auf Herbizide im städtischen Grün. Allein: Die Bevölkerung will den Wildwuchs nicht ertragen. Gartenbauamts-Chef Jürgen Milchert: „Eigentlich ist es ja schön, daß sich in unseren Breiten der Boden von selbst begrünt, aber die Sauberkeitsnorm ändert sich wohl als letzte Norm, das ist der letzte common sense, den wir haben.“
Das Unkraut muß also weg. Aber ökologisch. Eine Marktlücke, die mittlerweile auch Firmen entdeckt haben: Sie bieten Vliese aus Kokos oder Flachs an. Nicht ganz billig. Die Bremerhavener ersannen eine andere ökologische Lösung: Zeitungspapier. Dort, wo jung angepflanzte zarte Büsche nicht durch brutal wuchernde Wildkräuter gestört werden sollen, legen die ArbeiterInnen Zeitungen aus oder sprühen flockiges Zeitungsgemisch auf den Boden. Besonders gut geeignet ist laut Milchert die taz, weil ohne viel Farbe.
Über die Zeitungsschicht kommt eine dünne Kiesschicht, damit niemandes ästhtisches Empfinden gestört wird. „Darüber streut sich dann von selber wieder ein bißchen Boden an“, weiß Milchert. Nach zwei bis vier Jahren haben die jungen Büsche eine dichte Pflanzendecke gebildet, die dann von sich aus den Wuchs von Unkräutern weitestgehend unterdrückt.
Seit 1992 bereits testen ABM-Kräfte im Dienste des Gartenbauamtes diese und andere Methoden. Jetzt steht das Ergebnis fest: Mehrlagigges Zeitungspapier erwies sich gegen eine Durchwurzelung resistenter als alle anderen organischen Vliese und anorganischen Folien. Eine Revolution im gärtnerischen Bereich, findet Milchert. cis
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