zwischen den rillen : Gesangsgedanken über das Wohin auf dem Laufsteg namens Leben
„Det is ne Wolke!“ heißt ein aus der Mode gekommener Berliner Ausspruch für etwas Großartiges, Fantastisches. Wolke ist auch der Name eines Popduos aus Köln, dessen erstes Album „Susenky“ (tschechisch für Keks) jetzt beim Hamburger Label Tapete erschienen ist. Oliver Minck (Gesang, Bass) und Benedikt Filleböck (Klavier und Beatbox) sind da, und „über Radiofrequenzen, auf allen Kanälen, ertönt nur diese eine Botschaft“: Hey, das hier ist unser Sound. Wir sind zu zweit. Das klingt schön.
Beim ersten Hören könnte man meinen, die Platte sei komplett am Reißbrett entstanden, so klar, so zwingend und wiederum so luftig fallen die Klavierakkorde in den Gesang, schmiegt sich der Bass an die Maschine, stolpern die Gesangsgedanken über das Woher und Wohin auf dem Laufsteg namens Leben. „Und es fühlt sich so gut an, so leicht ... so arglos, so farblos, so harmlos“ heißt es in „Weg ins Nichts“, und „Wir sind am Anfang. Wir wollen nicht ins Ziel. Wir bleiben auf der Strecke“ in „Auf der Strecke“.
„Susenky“ ist eine klassisch-schlicht geschnittene Kollektion von elf Liedern, die zwar immer wieder am Zeitgeschmack andocken, dabei aber mit der Hamburger Schule oder der neuen deutschen Hauptstadtwelle wenig zu tun haben. Prinzipiell lassen sich Wolke eher mit Coloma oder Barbara Morgenstern vergleichen, die ähnlich sparsam arrangieren und ebenso vorsichtig und ergreifend ihr Verständnis von Pathos anklingen lassen.
Musikalisch befanden sich Wolke lange in einer Art Schwebezustand. Noch im letzten Jahr instrumentierten sie ihrer Lieder dichter und üppiger. Bis sie bei einem kurzfristig angesetzten Konzert in einem Düsseldorfer Club auf die Bühne gingen wie der Popgott sie in der Not schuf: Oliver Minck singend mit dem Bass unterm Herz, Benedikt Filleböck die Begleitung ertastend.
Und da weder das Publikum noch die beiden Musiker die bis dato üblichen Tonschichten aus der Sequenzerkonserve vermissten, wurden Wolke an diesem Abend sozusagen „zwangsentrümpelt“ und neu erfunden.
Der begeisterte Jazzcellist Pavel Jedla lud sie schließlich nach Prag, wo „Susenky“ zum größten Teil aufgenommen und von Jedla co-produziert wurde.
Bei ihrer Release-Party am morgigen Donnerstag im Gebäude 9 (Deutz-Mülheimer Str. 127) werden neben Wolke die Formation Doppelherz 2000 und das Pawnshop Orchestra spielen. Im Mai gehen Wolke auf Tour. Wann und wo kann man in den nächsten Tagen auf ihrer Homepage erfahren: (www.wolke-koeln.de) HOLGER FATH-TATI
Wolke: „Susenky“, tapete records, TR0057/ LC 12227; Vertrieb: edel