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GerichtsgeschichtenZu spät gepetzt

■ Überfall nicht angezeigt – angeklagt

Manchmal schreibt das Gericht echte Geschichten des Lebens: Dann handeln sie von Hass, von Liebe, manchmal auch von Gerechtigkeit, nicht nur von Roben und Paragraphen. 18 Jahre war Petra H. mit Herbert W. zusammen. Drei ihrer fünf Kinder hatte Petra, heute 38 Jahre alt, zusammen mit Herbert. Irgendwann muss Heroin ins Spiel gekommen sein, eines Tages auch das wirkliche Verbrechen. 1996 wurde Petra H. als Drogenkurierin verurteilt. Gestern saß sie erneut auf der Anklagebank des Amtsgerichts, weil sie Herbert nicht – viel zu spät – angezeigt hatte.

Der hatte sich nämlich im Oktober 1998 zusammen mit seinem Kumpel Ingo S. besprochen, den Sebaldsbrücker Autohändler Horst Z. zu überfallen und auszurauben. Und das alles in Petra H.s Wohnung, wo Herbert morgens um sechs häufig vorbeischaute, wenn er aus dem offenen Vollzug aus der JVA Oslebshausen kam. Petra H. hatte auch gesehen, wie die beiden ein Klebeband mitnahmen, um den Automann zu fesseln. Natürlich habe sie die Polizei damals nicht gewarnt, sagt Petra H. blauäugig. „Ich wußte gar nicht, dass ich das hätte tun müssen.“ Und schließlich hatten die Räuber gedroht: „Wehe, du sagst was!“

Und das waren keine leere Worte, schildert Petra H. Oft habe es Schläge gegeben, einmal habe Herbert ihr sogar eine Pistole an die Schläfe gehalten und vor den Kindern „So, jetzt kriegt eure Mutter, was sie verdient!“ geschrien. „Mein Sohn hat heute noch Alpträume davon“, sagt Petra H.

Eines Tages war es ihr dann doch zuviel geworden. Sie petzte den Raubzug bei der Polizei. Petra H.: „Ich wollte mich und meine Tochter schützen. Ich wollte, dass er in den Knast kommt.“

Obwohl sie dann in der Hauptverhandlung schwieg, wurden die beiden verurteilt. Ingo S. ist jetzt wieder auf freiem Fuss, Herbert W. bekam aber fünf Jahre. Als Richter Hartmut Hogenkamp meint, „das ist ja noch ein bisschen hin“, atmet Petra H. auf:„Gott sei Dank!“

Immerhin arbeite Petra H. heute wieder in einer Kantine, außerdem sei sie clean, sagt Richter Hogenkamp. Und selbst Staatsanwalt Bernd Gabler ist irgendwie froh, dass Frau S. letztlich doch geholfen hat, Herbert W. hinter Gitter zu bringen: „Der ist zu oft an der Verurteilung vorbeigeschlittert.“

Na und? Freispruch. ksc

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