piwik no script img

Gericht ordnet Gutachten anHarare verfolgt „Hexen“

Ein Gericht in Simbabwe hat ein Gutachten über angeblich nackt fliegende Hexen angeordnet. Die Damen gaben zu, versehentlich abgeworfen worden zu sein – aus ihrem fliegenden Korb.

In Simbabwe sind Naturglaube und Mythologie in Bevölkerung und wie hier in der Tanzkultur verankert. Bild: dapd

HARARE dapd | Ein Gericht in Simbabwe hat zwei geständige Hexen dazu verdonnert, sich medizinischen und psychologischen Gutachten zu stellen. Die Frauen mittleren Alters waren Anfang des Monats splitternackt in einem Hinterhof in der Stadt Chinhoyi angetroffen worden, teilte die Anklage am Donnerstag mit. Ihnen wird gemäß der Hexengesetzgebung des Landes der Prozess gemacht.

Nach eigenen Angaben waren sie nach einer nächtlichen Zeremonie in einem einfachen Dreschkorb umhergeflogen, der sie unvermittelt in dem Hof abwarf. Der Korb nimmt in Simbabwe die Stelle des Besens ein, den der Legende zufolge mitteleuropäische Hexen als Fluggerät benutzen.

Das Gericht in Chinhoyi setzte eine Anhörung für den 11. Juli an, um Gutachter und Medizinmänner in der Sache zu Wort kommen zu lassen. Bei Schuldspruch droht den Frauen eine Geldstrafe.

Das Gesetz sieht bis zu fünf Jahren Knast vor

Im Simbabwe wurde Hexerei im Juli 2006 unter Strafe gestellt. Bisher wurden lediglich Menschen bestraft, die andere als Hexen beschimpften. Hexerei als Tatbestand kann mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft werden.

In Afrika ist der Glaube an Hexen und Magier weit verbreitet. Ihm fallen immer wieder Menschen zum Opfer, die von neidischen Bekannten oder wegen auffälligen Verhaltens als vermeintliche Hexer getötet werden. Vor allem in Krisenzeiten müssen „dunkle Mächte“ immer wieder als Urheber allen Übels herhalten.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

7 Kommentare

 / 
  • L
    lvm

    ja lieber tommy,

     

    zu zeiten als sich das ziemlich reiche aber trotzdem arme land rhodesien nannte, da flogen die hexen natürlich ganz den guten europäischen sitten und gebräuchen mit dem besen durch die gegend. ein hoch auf den gerechten und unverstandenen imperialismus vergangener tage. früher war halt alles besser und vor allen einfacher.

     

    und der dj kann mir sicher auch erläutern, wie der imperialismus und die aufklärung denn in einen solchen enormen übereinstimmenden kontext stehen können, wenn sie sich doch in sovielen grundlegenden dingen widersprechen oder hab ich da mal wieder die pointe verschlafen?

  • R
    Rizo

    Mein Gott, wen wundert´s?

    Das reiche Rhodesien war mal als "Kornkammer Afrikas" bekannt, aber "dank" Robert Mugabe ist Simbabwe mittlerweile auf Platz 173 von 187 auf dem Human Development Index gelandet. Enron-Aktien oder Monopoly-Geld sind erheblich mehr wert als Simbabwe-Dollars, Kambodscha sieht im direkten Vergleich aus wie die Schweiz, und das einzige, was da unten ein Wachstumsplus hat ist die AIDS-Rate.

     

    Kurz und gut: Simbabwe ist unter Mugabe und seiner Landreform innerhalb weniger Jahre in der Steinzeit gebrettert. Dass dementsprechende Wertvorstellungen und Rechtssysteme en vogue sind, kann man sich denken.

  • D
    Djibrila

    @tommy

    Doch, auch zu Kolonialzeiten gab es so etwas!

    85 % der Bevölkerung sind Christen und 62 % gehen regelmäßig in christliche Kirchen.

  • D
    Daniel

    "In Afrika".

     

    Komisch, ist mir bei meinen Reisen durch Tunesien gar nicht aufgefallen ...

  • D
    D.J.

    In Saudi-Arabien würden die Frauen nicht so glimpflich davonkommen:

     

    http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=au&dig=2011%2F12%2F13%2Fa0060&cHash=1f5fdbc3a1

     

    @Miaowara Tomokato,

     

    die Abschaffung der Bestrafung für Hexerei ist ebenso wie die Unterbindung des afrikanischen Sklavenhandels dem europäischen Imperialismus geschuldet - eine freche Einmischung, die gottlob in vielen Staaten nach und nach rückgängig gemacht wird. Nieder mit der Aufklärung - ein Hoch dem Kulturrelativismus! :D

  • T
    tommy

    Als Zimbabwe noch Rhodesien hieß, gabs sowas nicht.

  • MT
    Miaowara Tomokato

    Na wenigstens droht ihnen nichtmehr der Feuertod.

    Muss sowas als afrikanische Folklore eigentlich auch toleriert werden oder bin ich jetzt Rassist!?