: Gerangel um Stasi-Knast
■ Stadt Magdeburg will aus dem berüchtigten Gefängnis eine Gedenkstätte machen/ Dem Bundesvermögensamt hingegen schwebt ein Bürogebäude vor
Magdeburg. Das berüchtigte ehemalige Stasi-Gefängnis am Magdeburger Moritzplatz ist erneut in die Schlagzeilen geraten. Das Bundesvermögensamt und die Kommune rangeln um die künftige Nutzung der wenig einladenden Gemäuer. Während die Stadt Magdeburg in dem ehemaligen Zellentrakt gemeinsam mit dem Verein „memorial e.V.“ eine „Gedenkstätte für die Opfer des Stalinismus“ ausbauen und das Bauwerk unter Denkmalschutz stellen will, möchte die Bundesbehörde aus dem Gefängnis ein Bürogebäude machen.
Der Magdeburger Oberbürgermeister Dr. Willi Polte (SPD) hat öffentlich erklärt, daß das Haus der Stadt zustehe. Es habe nachweislich schon Ende des 19. Jahrunderts als städtisches Gefängnis gedient. Außerdem spreche der Einigungsvertrag alle ehemaligen Stasi-Einrichtungen, die vor dem 3. Oktober bereits kommunal genutzt wurden, den Kommunen zu.
Das Bundesvermögensamt andererseits beruft sich auf eine amtliche Erklärung aus dem Jahre 1933, die das umstrittene Grundstück zum Eigentum des preußischen Staates machte. Entsprechend sei der Bund der Nachfolger.
Als nun vor einigen Tagen die Hüter des Bundesvermögens den Schlüssel für das Objekt „Umfassungsstraße 76“ auf dem Rathaus abholen wollten, mußten sie sich zunächst mit den Erklärungen des Magdeburger 2. Bürgermeisters, Dieter Bromberg, sowie von Vertretern des Kulturdezernats und des Bürgerkomitees abfinden. Sie ließen keinen Zweifel daran, daß die Stadt Magdeburg nicht daran denke, ein so symbolhaftes Gebäude freiwillig preiszugeben. Zumindest solle ein akzeptabler Kompromiß gesucht werden, war aus dem Rathaus zu erfahren. adn
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