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Geplanter Verkauf der Jacobs UniversityDas Vorbild aus der Schweiz

Im Schweizer Schaffhausen hat Serguei Beloussov, der angehende Käufer der Bremer Privatuniversität, bereits eine Lehranstalt in Betrieb.

Serguei Beloussov ist IT-Unternehmer und neuerdings im Universitäts-Business tätig Foto: (CC BY-SA 4.0)

SCHAFFHAUSEN taz | Wer ist dieser Multimillionär und warum will er hier eine Uni kaufen? Die Fragen, die heute Bre­me­r:in­nen umtreiben, beschäftigen die Schweizer Kleinstadt Schaffhausen bereits seit drei Jahren.

Im April 2018 hatte der russisch-singapurische Unternehmer Serguei Beloussov verkündet, er werde hier das Schaffhausen Institute of Technology (SIT) aufbauen: eine Privatuni inklusive Technologiepark für die Forschung an künstlicher Intelligenz, Quantencomputern und Blockchain. Das überraschte: Schaffhausen liegt weniger als eine Zugfahrstunde von Zürich entfernt, Sitz der zwei größten – staatlichen – Universitäten des Landes.

Der 50-jährige Serguei Beloussov bewies nach Fall der Sowjetunion unternehmerisches Geschick in der aufstrebenden Computerbrache. Reich wurde er mit dem Cybersecurity-Konzern Acronis, den er Anfang der Nullerjahre in Singapur gegründet hatte. Seit 2010 befindet sich das Headquarter des Tech-Giganten mit neunstelligen Umsatzzahlen und einem Wert von über 2,5 Milliarden Dollar in Schaffhausen.

Das hingegen überrascht niemanden: Die ehemalige Industriestadt am Rheinfall gilt als Steuerparadies für internationale Konzerne. Die Steuern liegen auf Irland-Niveau, darüber hinaus tauscht die lokale Regierung Erlasse gegen Arbeitsplatzversprechen. Solche „Tax Rulings“ sind Staatsgeheimnis, doch Beloussov bestätigte 2018 eine steuerliche „Vereinbarung“ zwischen Arconis und der Regierung.

Schaffhausen rollt für den Gast, dessen geschätztes Vermögen von 600 Millionen Dollar rund doppelt so groß ist wie der Jahreshaushalt der Stadt, den roten Teppich aus. Mit drei Millionen Franken will sie die neue Hochschule fördern. Beloussov hat die Acronis-Geschäftsleitung im Sommer an einen engen Vertrauten übergeben, um sich vermehrt der Hochschule zu widmen.

Bildung als Geschäftsmodell

Das heißt auch: Öffentlichkeitsarbeit. Die wurde 2019 nötig, als die Schaffhauser AZ aufzeigte, wie Acronis eine halbe Milliarde Schweizer Franken von Briefkastenfirmen auf den Bermudas in die Schweiz verschoben hatte. Zudem machte die Süddeutsche Zeitung publik, dass ein Acronis-Mitarbeiter an einem Hackerangriff gegen Estland beteiligt gewesen sein soll.

Beloussov ging in die Offensive, flog IT-Journalisten aus aller Welt ein und präsentierte rund 300 Gästen bei bester Verpflegung einen Tag lang Unternehmen und Hochschule. Beloussov und sein PR-Stab signalisieren Transparenz, der Beweis steht aber noch aus. Im öffentlich einsehbaren Vertrag über die staatliche Förderung des SIT ist eine Zahl geschwärzt: Beloussovs Investition. Gegenüber der Presse verspricht er inzwischen 100 Millionen Franken. „Ich bin mir sicher, dass das Geld zurückfließen wird“, ließ sich Beloussov zitieren.

Für Serguei Belousov ist Bildung ein Geschäft. Er hat gegenüber lokalen Medien klargemacht: Die Hochschulfirma muss Geld verdienen. Nur: Wie? Die Semestergebühren von bis zu 5.000 Franken bezahlen wohl die wenigsten Studierenden. Im ersten Jahrgang hatten alle Stipendien und verpflichteten sich, nach dem Abschluss drei Jahre für das SIT zu arbeiten.

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