Gepäppele: Junge Kegelrobben in Norddeich
■ Seltene Heuler wurden durch Orkantief Anatol auf Wangerooge „angetrieben“ / Jetzt müssen sie sich Gewicht anfressen
Norddeich. Drei junge Kegelrobben und fünf Seehunde werden derzeit in der Aufzuchtstation Norddeich aufgepäppelt. Die drei bis vier Wochen alten elternlosen Robben wurden vermutlich vom Orkantief „Anatol“ abgetrieben und strandeten auf der Nordseeinsel Wangerooge. Die vor den Küsten Großbritanniens, Skandinaviens und seit einiger Zeit vor Holland lebenden Kegelrobben würden seit ein paar Jahren auch wieder an der deutschen Nordseeküste gesichtet, sagte Fritz Rabenstein von der Seehundaufzucht- und Forschungsstation Norddeich gestern.
Kegelrobben werden im Gegensatz zu Seehunden im Winter geboren und leben die ersten fünf Wochen an Land. „Jahrelang hatten wir keine Kegelrobbe auf der Station, jetzt sind es im Durchschnitt vier bis fünf Jungtiere im Jahr.“ Es scheine sich möglicherweise eine neue Population an unserer Küste zu entwickeln, sagte Rabenstein.
Diesmal gibt es ein „Riesenbaby“ auf der Station: Eine der jungen Kegelrobben wiege 43 Kilogramm. „Was das wohl für eine Mutter war“, fragte sich Rabenstein. Denn normalerweise werden die Jungen mit einem Gewicht zwischen 15 und 20 Kilo geboren. Von einem „Hochbetrieb“ in der Aufzuchtstation wollte der Tierpfleger indes nicht sprechen. „Das ist nichts Außergewöhnliches.“ Während der Hauptsaison im Sommer „päppeln wir bis zu 50 Jungtiere auf“.
Die gestrandeten Seehunde sind alle ein halbes Jahr alt, aber durch Krankheiten geschwächt. Lungenwürmer und andere Parasiten lauten die Diagnosen. „Wildtiere haben alle Würmer, aber meist genügend eigene Abwehrkräfte“, erklärte Rabenstein.
Die Pensionsgäste bleiben so lange auf der Station, bis sie sich genügend Gewicht „angefressen“ haben. Seehunde müssen 30, Kegelrobben 60 Kilogramm auf die Waage bringen. Ausgewachsen wiegen Seehunde 100 und Robben bis zu 200 Kilogramm. In etwa zwei Monaten werden die Jungtiere in ihr nasses Element zurücckehren. dpa
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