Genpollen in europäischem Honig: Die gelbe Gefahr
Mindestens 5 Prozent des europäischen Honigs enthält Pollen, der in der EU seit September nicht mehr als Lebensmittel zugelassen ist – und muss jetzt vernichtet werden.
BERLIN taz | Nach dem jüngsten Urteil des Europäischen Gerichtshofs zur Agro-Gentechnik dürfen mindestens fünf Prozent aller Honige nicht mehr in der EU verkauft werden. "Fünf Prozent der Honige sind nach dem EuGH-Urteil nicht verkehrsfähig, da sie Pollen aus in der EU nicht für Lebensmittel zugelassenen Pflanzen enthalten", teilte auf taz-Anfrage der Honig-Verband mit, der die wichtigsten deutschsprachigen Importeure und Abfüller vertritt.
Das Gericht hatte im September geurteilt, dass Honig mit solchem Pollen verboten ist – egal wie hoch sein Anteil ist. Bislang lagen keine zuverlässigen Zahlen vor. Ob es zu Versorgungsengpässen oder Preiserhöhungen kommt, lässt sich dem Verband zufolge derzeit nicht abschätzen.
Der Honig mit dem nicht zugelassenen Gentech-Pollen "wird bereits seit mehreren Wochen im Rahmen von aufwendigen Analyseverfahren identifiziert und selektiert", erklärte die Organisation weiter. Sprich: Die Hersteller weichen auf Rohhonige aus Regionen aus, in denen es kaum Gentech-Pollen ohne EU-Zulassung gibt: zum Beispiel aus der Bundesrepublik. "Der in Deutschland im Markt erhältliche Honig ist damit nach unserer Kenntnis unabhängig von seiner Herkunft verkehrsfähig."
"Ausreißer und Restbestände"
Die baden-württembergischen Behörden haben allerdings nach dem Urteil laut Verbraucherschutzministerium in Stuttgart in 17 Prozent von 41 untersuchten Importhonigen gentechnische Veränderungen nachgewiesen. Darunter waren zwei Proben kanadischer Honige mit Gentech-Rapspollen, der nicht in der EU zugelassen ist – er hätte also nicht verkauft werden dürfen. Minister Alexander Bonde (Grüne) erklärte aber, es handele sich nur um "Ausreißer und Restbestände".
Der Gentechnik-Experte der Grünen im Bundestag, Harald Ebner, forderte Händler und Honigverarbeiter dennoch auf, ihre Kontrollen zu verstärken und Honig unklarer oder problematischer Herkunft aus den Regalen zu verbannen. Kritik kam von der FDP-Agrarsprecherin Christel Happach-Kasan: "Dies bedeutet nichts anderes, als dass ein Lebensmittel von einwandfreier Qualität vernichtet werden soll."
Unterstützung erhielt die Politikerin von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit. Das Amt erklärte, es sei unwahrscheinlich, dass Pollen des gentechnisch veränderten Maises MON810 eine Gefahr für Mensch oder Umwelt darstellten. Das EuGH-Urteil bezog sich auf diesen Mais des US-Herstellers Monsanto.
Leser*innenkommentare
miere
Gast
Ich denke, wissen nicht, gesund zu essen. Es ist diese sehr sauber Lebensstil haben uns in zunehmendem Maße allergisch auf Pollen. Ich denke, die Pollen im Honig ist nicht gefährlich, im Gegenteil helfen, den Körper und Prävention von Allergien. Wenn Sie Honig so klein, essen wir keine Probleme mit Allergien.
www.miere-bucovina.ro/polen
Der Micha
Gast
Würden erst keine Genveränderten Pflanzen angebaut werden müsste auch der Honig nicht vernichtet werden.
Von wegen Koexistenz ist möglich ?
Imker und Verbraucher haben den Schaden und die Genindustrie weigert sich dafür die Verantwortung und die Kosten zu übernehmen.
poo
Gast
Haettet's halt den Bruno net totgschossen, der wuerd's scho zammfuttern...
IchHabGuteGene
Gast
@ zuza:
"Dass gentechnisch veränderte Lebensmittel einen Einfluss auf uns Menschen (und überhaupt alles Leben) haben, ist keine Frage, die diskutiert werden muss."
- LOOLLL. Ja genau. Und DU weisst das! Genetikerin? Hellseherin? Oder doch nur zu viele SciFi Filme geschaut (Supergau= Mutationen)? Ach nee, nur ne Missionarin mit absolut NULL Ahnung.
Udo Henn
Gast
Ich weiss nicht, von wem die Richter am Europaeischen Gerichtshof fuer solch haarstraeubende Urteile bezahlt werden, jedenfalls ist es aberwitzig, dass einwandfreie Lebensmittel mit derart fadenscheinigen Begruendungen aus dem Verkehr gezogen werden.
ilmtalkelly
Gast
"Die gelbe Gefahr" wurde schon anderweitig verwendet. Vor den asiat. Kohorten hat Hitler warnen wollen.
Ich hoffe, dass mögliche Assoziationen beim schreiben noch eine Rolle spielen.
Heike
Gast
Es ist immer besser, bei Lebensmitteln genau hinzuschauen. Wer das nicht will, wird im Supermarkt mit billigen Produkten gut bedient. Wer vorsichtig ist und auf seine Gesundheit Wert legt, wird mit diesem Urteil absolut sinnvoll geschützt. Die Imker aus verschiedenen Regionen Deutschlands wie von Heimathonig.de unterstützen jedenfalls die Entscheidung. Wir - und viele Verbraucher auch - wollen wissen, was in unserem Honig ist!!
zuza
Gast
Wie so oft machen die meisten Kommentare hier deutlich, dass wir Menschen immer noch nichts dazugelernt haben.
Erstmal Tatsachen schaffen und dann gucken, wie wir damit klar kommen. Ist schon immer schief gegangen.
Trinken aus Bleibechern beispielsweise galt auch lange Zeit als ungefährlich.
Dass gentechnisch veränderte Lebensmittel einen Einfluss auf uns Menschen (und überhaupt alles Leben) haben, ist keine Frage, die diskutiert werden muss.
Auch wenn einige Betonköpfe das solange verneinen werden, bis der SUPERGAU eingetroffen ist. Und dann wird es heißen, dass damit ja niemand rechnen konnte.
Stimmt.
Ein richtiger SUPERGAU beinhaltet nämlich auch Faktoren, die wir Menschen uns in unserer am Profit orientierten, allmächtigen "wir haben alles unter Kontrolle"-Phantasie nicht ausmalen können.
So ist es eben, wenn man in Mechanismen eingreift, von denen man absolut keine Ahnung hat.
Max
Gast
Schade, dass aufgrund irrationaler Ängste (oder schwachsinniger gesetzlicher Regelungen) Lebensmittel vernichtet werden müssen. Warum nicht den Honig (und generell GMO-Lebensmittel) ordentlich kennzeichnen und dennoch verkaufen. Ich würde ihn sofort kaufen.
libertador
Gast
Fukushima war aber trivialerweise möglich.
Ein Schaden hier ist unmöglich, da Gene verdaut werden oder ist ihnen schonmal passiert, dass sie Äpfel tragen;)
GreenHU
Gast
Da hat die Bio-Lobby das ja super hinbekommen, das jetzt all der Honig vernichtet werden muss, Existenzen ruiniert wurden und das alles, wegen eines Lügenkonstruktes, das behauptet möglicherweise könnten Gefahren von Pollen ausgehen.
Martin
Gast
Fukushima war meines Wissens auch recht unwahrscheinlich.