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■ Gemeinsamer Mittelmeerraum unter südeuropäischer Hegemonie?Welch ein Alptraum!

Das hat uns gerade noch gefehlt: ein gemeinsamer Mittelmeerraum, und das unter südeuropäischer Hegemonie. Anders wäre er ja nicht vorzustellen. Damit die Christenheit wieder einmal nach Afrika vordringen und alles zusammenhauen kann, was andersgläubig ist und ganz zufällig auch Reichtümer besitzt. Die maßlos überzogenen Warnungen vor der Gefahr des Fundamentalismus sprechen für sich.

Schon vor zehn Jahren war zu spüren: Südeuropa sucht im Mittelmeerraum eigene Einflußsphären, unabhängig vom Zentrum. Wahrscheinlich weil Mitteleuropa für den Süden zu stark ist oder die Südländer für Untermenschen hält. Das Überraschendste für uns war: Mitteleuropa ließ den Süden gewähren. Auch wenn es ab und zu mal Naserümpfen gab. Unter italienischer Federführung, bald aber mit Unterstützung Frankreichs und Spaniens, wurden mal Sechser-, mal Zehnerkonferenzen von Mittelmeeranrainern abgehalten. Zuverlässig natürlich immer unter Ausschaltung jener Länder, die im Verdacht stehen, ihrerseits das Abendland zu infiltrieren. Und die gerade von den Mitteleuropäern mehr als von allen anderen gefürchtet werden. Karl Martells Schlacht bei Tours und Poitiers wird in den Schulen noch heute als Rettung des Abendlandes gefeiert.

Umgekehrt hat es für Nordafrika und Vorderasien nie Gutes bedeutet, wenn sich Europa für diese Gebiete interessierte. Römer im Altertum, Kreuzfahrer im Mittelalter, Kolonalmächte in der Neuzeit – alle fanden bei uns etwas, was sie uns wegnehmen konnten. Natürlich immer legitimiert: Mal war es der imperiale Gedanke der Römer, die ohnehin alle anderen als Barbaren ansahen und daher das Recht hatten, unsere Kornkammern zu plündern und unsere Männer als Sklaven zu verschleppen; mal kamen sie als Kreuzfahrer, angeblich zur Befreiung Jerusalems; und mal zum Schutz der westlichen Ölkonzerne, weil der Westen sonst verhungert wäre.

Nein, das Mittelmeer liegt gut dort, wo es liegt. Es soll eine Grenze bilden: gegen Ideologien und Glaubensimperialismus. Ich bin absolut dafür, daß auch der Islam seine Grenzen einhält. Aber die nichteuropäischen Länder müssen darauf pochen, daß auch Europa das tut. Sonst befinden sich Afrika und Vorderasien in Verteidigungsstellung und müssen unter Umständen angreifen, um sich zu schützen. Noch ist es Zeit, darüber nachzudenken. Konferenzen, die von vornherein zur Hegemonialisierung dienen, auch wenn dabei angebliche Entwicklungshilfe großgeschrieben wird, helfen nicht aus der Klemme. Achmed Ben Alla

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