piwik no script img

■ GelesenExistenzgründung

„Mein/e ChefIn bin ich selbst“ könnte dieses Buch auch heißen: Hat frau erst mal ihre familiären Pflichten, also Kinder, Hausarbeit und Mann, unter einen Hut gebracht, bleibt eventuell Zeit, sich an eine berufliche Selbständigkeit heranzuwagen.

Frau K.'s Werk ist sicherlich sehr hilfreich und vermittelt einen Eindruck, welche Schwierigkeiten und Hürden zu bewältigen sind, um den Gedanken an Unabhängigkeit Gestalt annehmen zu lassen. Eine einfache Gliederung und verständliche Ausführungen nehmen bestimmt vielen Frauen die Hemmungen, einen solchen Schritt zu wagen.

Kapitel zu Marktstrategien und Gesetzesgrundlagen, Entscheidungshilfen zur Wahl der Rechtsform, Hinweise zur Buchführung und zum Steuerrecht, zu Versicherungen, Werbung, Planung mit konkreten Zahlen und Finanzierungsmöglichkeiten sind die wichtigsten Themen. Auf dieses Fachwissen und auf die Liste von Adressen und Anlaufstellen für Gründerinnen am Ende des Buches, die für den Schritt in die Selbständigkeit unentbehrlich sind, hätte sich die Autorin beschränken sollen.

Doch warum dieser Titel? Frau K.'s Buch erfüllt in keiner Weise den Anspruch, ausdrücklich für Frauen geschrieben zu sein.

Ein sehr kurzes Kapitel über eine „Rechnung nicht ohne die Familie“ und das Erinnern der Kindesväter an ihre Pflicht, die Frau zu unterstützen, deckt das Problem Kind/Karriere ab. Und hat sie erst mal ihr Berufsziel erreicht, kann sie ihren Kindern eine ausgeglichene und zufriedene Mutter sein. So einfach ist das also!

Und ob wirklich, „wenn Ihnen die erforderlichen Eigenmittel fehlen..., Freundinnen, Freunde und Bekannte Sie bei Ihrem Schritt in die berufliche Selbständigkeit unterstützen können“, ist wohl auch fraglich.

Statt die Frauen zu ermutigen, werden sie als Heimchen am Herd beschrieben, die ruhig „auch mal“ etwas ausprobieren dürfen, um sich und anderen etwas zu beweisen, und die, falls das Unternehmen scheitert, nicht traurig sein sollten. Claudia Schild/Mandy Fischer

Claudia Kirsch: „Meine Chefin bin ich selbst – Strategien und Tips für die berufliche Selbständigkeit“, PAL Verlagsgesellschaft, 224 Seiten; 24 Mark;

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen