: Geld löst nicht alle Probleme
■ betr.: „Hilfe für EU“ (Kreditge währung der EIB), taz vom 1.2.94
Ihr beschwert Euch, daß die Europäische Investitionsbank zuwenig Kredite nach Afrika gegeben hat. Damit reiht sich „aje“ in die Liste derer ein, die unterstellen, daß viel Geld auf jeden Fall viel bringt: einfach hinschicken, schon sind die Probleme Afrikas gelöst. Doch merke: Dieselben Kritiker klagen die korrupten Eliten in den Staatsapparaten an und westliche Geberinstitute, die ihr Geld über diese Stellen leiten. Über wen denn sonst? [...] Und dieselben Kritiker beklagen die Verschuldung der Dritten Welt – finden aber hier, daß die Kredite zu gering sind!? Kein Wort über die Absorptionsfähigkeit der Länder, kein Wort über die politische Legitimation von einem Diktator wie Mobutu – nur daß Zaire „den härtesten Verlust hinnehmen“ mußte, wird beklagt. Wer irgendwie mit diesen Ländern und unserer Entwicklungshilfe dort zu tun hat weiß, daß die Kredite in summa die politisch-wirtschaftliche Sklerose Afrikas zementieren und soziale Umbrüche verhindern. Wenigstens an Bedingungen muß man sie knüpfen, wie die EIB es tut, und wenn ein Mobutu die nicht erfüllt, gibt es kein Geld. Das Ziel der Industrieländer, 0,7 Prozent ihres Sozialprodukts für Entwicklungshilfe aufzuwenden, gehört zu den makabersten Irrtümern der Entwicklungspolitik. Man kann eine Zeitung nicht an der Anzahl ihrer Seiten messen und Entwicklungshilfe nicht an einer Menge Geld. Henning von Blanckenburg,
Hofheim
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