: Geld- und Planwirtschaft
■ betr.: "Markt und Plan", (Wirtschaft, S. 11), taz vom 10.5.90
betr.: „Markt und Plan“, (Wirtschaft, Seite 11), taz vom 10.5.90
Gabriela Simon trägt hier Euckens Vorstellung vom Unterschied zwischen Markt- und Planwirtschaft vor. Die moderne Wirtschaftstheorie sieht den Unterschied zwischen beiden Wirtschaftsformen als noch geringer an: beiden gemeinsam sei, daß Individuen planen unter der Bedingung der Arbeitsteilung. In der Marktwirtschaft erfolge die Koordination dieser Pläne der Individuen über den Markt, in der „Planwirtschaft“ über eine zentrale Behörde. Beiden Vorstellungen ist gemeinsam, daß es um die zweckmäßige Organisationsform einer Wirtschaft geht (wobei sich eine zentrale Behörde aus unterschiedlichen Gründen als unzweckmäßig erweist).
Demgegenüber halte ich die Frage nach den Existenzbedingungen von Wirtschaftssystemen für entscheidend, wobei zwischen Geldwirtschaft und Planwirtschaft zu unterscheiden ist. Die Differenz liegt nun nicht darin, wie die Koordination der Pläne der Individuen, über Gütermengen beziehungsweise ihre Freizeit zu verfügen, über unterschiedliche Mechanismen erfolgt, sondern wer über die Produktionsmittel verfügt. In der Geldwirtschaft verfügen private Individuen über Geld als Produktionsmittel, der daraus resultierende Zins fließt den privaten Individuen zu.
In der Planwirtschaft verfügt der Staat über die Produktionsmittel, der Zins fließt dementsprechend dem Staat zu. Die traditionelle Wirtschaftstheorie beharrt darauf, diese Fragen zu vernachlässigen, behandelt also Fragen der Produktion und Verteilung von Gütern unabhängig von der Frage des Eigentums an Produktionsmitteln.
Bernd Marquard, Stuttgart
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