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Geister der Utopie

■ Jan Robert Bloch spricht an der TU über Vater Ernst

»Vom roten Oktober zur antifaschistischen Gegenmacht.« Zwischen diesen Polen hat sich, geht es nach dem Titel des Vortrags von Blochs Sohn Jan Robert, die von Ernst Bloch rekonstruierte Geschichte der Sowjetunion bewegt. Eine ungewöhnliche Wertschätzung des Staates, der heute nur mehr als Exempel für totalitäre Machtansprüche herhalten muß. Bloch ist die Solidarität, die sich gegen eine derartige Verurteilung richtet, niemals fremd gewesen, ohne dadurch aber zum Jünger des von Moskau kreierten Kommunismus zu werden. Nicht zuletzt hat ihn das antifaschistische Exil in die USA geführt. Dort hat er aber nie auch nur entfernt als Intellektueller Anerkennung gefunden. Seine erste akademische Professur hat er in der DDR erhalten, um dann von Leipzig aus, entscheidend auf die nachfolgenden Generationen sozialistischer Opposition im eigenen Lande zu wirken. Bloch ist somit alles andere als ein Vertreter totalitären Denkens linker Provenienz.

In der »Geist und Macht« betitelten Vortragsreihe, die Hans-Peter Hempel und Prof. Hans Dieter Zimmermann organisiert haben, repräsentiert Bloch allerdings eine Intellktuellengeneration, die nicht davor zurückschreckte, in ihrem Engagement auch fragwürdige Positionen einzunehmen. In diesem Zusammenhang muß vor allem seine unkritische Haltung gegenüber den Moskauer Prozessen behandelt werden. Stalin wird von Bloch nicht nur als Herrscher akzeptiert, sondern auch als marxistischer Ökonom anerkannt. Daraus resultieren noch im »Prinzip Hoffnung« absurde Behauptungen wie die einer friedlichen und fortschrittlichen Nutzung der Atomtechnologie in der Sowjetunion.

Wo Bloch sich besser auskannte, sind ihm derartige Dummheiten aber nicht unterlaufen. Philosophisch hat er sich bereits in den dreißiger Jahren etwa von marxistischen Dogmatismen eines Lukács abgesetzt. Die Synthese von »Geist« und »Revolution«, um die er sich bemühte, hat er nicht aufgegeben wenigstens zu denken: »Fundierte Hoffnung wird durch Schaden durchaus nicht klug ... Daß Blütenträume fast selten reiften, ist lang bekannt ... Der Weltprozess ist noch nirgends gewonnen, doch freilich auch: er ist noch nirgends vereitelt.« tojos

Der Vortrag findet am 25.1 um 10 Uhr im Raum ER 06, Ernst-Reuter-Haus, Straße des 17. Juni 112, statt.

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